Bunte Dörfer, Schwarzpulver & ein Bad im Schlamm

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Farbenfrohes Guatapé & El Embalse del Peñol
In Rionegro haben wir wieder mal unsere Vorräte aufgestockt. Hier soll Pablo Escobar als Bauernjunge geboren worden sein. Die Stadt ist jedoch nichts besonderes und hat uns zur Weiterfahrt bewogen. Am Lago Peñol haben wir eine wunderschöne, kleine Finca gefunden, wo wir für ein paar Tage verweilen können.

Nach einem Ruhetag auf der Finca, bot uns der Besitzer an, uns mit seinem kleinen Boot zum Monolit El Peñol zu fahren und uns abends in Guatapé wieder abzuholen. Also sind wir nach dem Frühstück in seine Nussschale gestiegen und sind durch die tausenden von kleinen Buchten über den See getuckert. Eine wunderschöne Aussicht, auch wenn sich schon wieder bedrohliche Gewitterwolken gebildet haben. Die 659 Stufen auf den 200 Meter hohen Peñol haben wir ohne Probleme bewältigt. Die Kolumbianer hatten da schon mehr Probleme. Oben angekommen hat sich uns eine spektakuläre Aussicht über den riesigen Stausee geboten. Vom Peñol sind wir die knapp 4 Km bis zum berühmten Städtchen Guatapé gewandert. Eigentlich nehmen wir jeden Spaziergang gerne an, doch da die Kolumbianer scheinbar nicht gerne zu Fuss unterwegs sind, mussten wir hauptsächlich auf der Strasse gehen und uns von den herannahenden Tuktuks, Autos und LKW’s in Sicherheit bringen. Guatapé hat uns mit seinen farbenfrohen Häusern verzaubert. Wir sind stundenlang durch die Gassen geschlendert und haben die bunten Malereien an den Hauswänden bestaunt.
Nach einigem Suchen haben wir auch unser Wassertaxi an der Promenade gefunden und sind bei Sonnenuntergang wieder zurück Richtung Finca gefahren. Doch zuvor haben wir noch einen Zwischenstopp bei der Finca Manuela gemacht, welche eine von Escobars vielen Fincas war. Eine Tour durch die Gemäuer wollten wir nicht machen und so haben wir bei einem Bier den Erzählungen seiner damaligen Bediensteten gelauscht und auf den ruhigen See geblickt. Die Ruinen des Haupthauses stehen zur Besichtigung immer noch da. Dieses Haus wurde kurz vor Escobars Tod vom Cali Kartell in die Luft gesprengt. In dieser friedlichen Umgebung kann man sich solche Zustände kaum vorstellen.
Zurück auf der Finca haben wir am Lagerfeuer unsere leckeren Cervelats gebraten und haben bei einigen Bierchen den Tag ausklingen lassen.

Rio Claro – Hacienda Napoles
Schweren Herzens haben wir uns von der farbenfrohen Finca verabschiedet und sind Richtung Rio Claro losgefahren. Am Fluss Rio Claro haben wir einen hübschen Platz für die Nacht gefunden. Inzwischen sind wir wieder auf 300 Meter über Meer und dies macht sich in einer feuchten Hitze bemerkbar. Nach den kühlen Nächten folgte nun eine schweisstreibende Nacht und an Schlaf war wegen der dicken Luft im Auto kaum zu denken. Vor allem hat es nachts so stark geregnet, dass wir die Fenster schliessen mussten. So sind wir morgens übermüdet aus dem Bett gekrochen und haben uns entschieden weiterzufahren, um ein paar Kilometer weiter bei einer schönen Hotelanlage mit Swimmingpool zu übernachten. Leider war der Pool nicht so ansprechend und das Wasser trüb, so dass wir uns nur eine kalte Dusche gegönnt haben. Am Nachmittag haben wir Escobar’s Hacienda Napoles besucht, doch wir wurden ziemlich enttäuscht. Das Grundstück wurde zu einem riesigen Zoo umfunktioniert und 2 Wasserparks sorgen für Vergnügen bei den Kolumbianern. Die Hacienda, wo er mit seiner Familie gewohnt hat, existiert nicht mehr und nur ein kleines Museum erinnert an die grauenhafte Zeit des berühmten Bewohners. So sind wir für den teuren Eintritt durch die Gehege von meist afrikanischen Tieren gefahren und haben das kleine Museum besucht.
Die Nacht war noch schlimmer als die vorherige. Ein starkes Gewitter hat uns die halbe Nacht wachgehalten und als es gegen Morgen endlich etwas kühler wurde, haben uns Vögel, die sich auf unserem Autodach vergnügt haben, den Schlaf geraubt. Etwas genervt sind wir deshalb schon früh aus dem Auto gekrochen und haben mit Schrecken festgestellt, dass unsere Kühlbox nicht mehr läuft. Der Regen war so stark, dass diese trotz Schutz eines Hausdaches tropfnass wurde und wohl einen Kurzschluss erzeugte. Kein schönes Erwachen und wir haben uns wieder mal über uns selber geärgert, dass wir die Kühlbox nicht besser geschützt haben.

Eindrückliche Salzkathedrale von Zipaquira
Auf dem Weg nach Zipaquira wurden wir von heftigen Regengüssen eingeholt. Auf der 2-spurigen Autobahn ist uns das Wasser in Bächen entgegen geschossen. Es hat so stark geregnet, dass die Berghänge links und rechts von uns bereits angefangen haben zu rutschen. Etwas unschlüssig, ob wir bei diesen Wassermassen weiterfahren sollen, sind wir mit teilweise 30 km/h die Bergstrasse hochgefahren. Aber anhalten machte genauso wenig Sinn und so sind wir nach dem Motto „Augen zu und durch“ weitergefahren. Schon bald hat sich das Wetter beruhigt und die Metropole Bogota konnten wir gut umfahren. In Zipaquira haben wir uns mangels Übernachtungsplatz das erste mal in Kolumbien ein Hotel für CHF 25 geleistet. Da wir die letzten beiden Nächte nicht viel geschlafen haben, schien uns ein richtiges Bett und eine richtige Dusche berechtigt… Wir konnten ja nicht wissen, dass wir auch hier nicht viel Schlaf finden werden. Kurz nachdem wir uns auf die steinharte Matratze niedergelegt haben, stürmt eine kolumbianische Familie die um uns liegenden Zimmer und schreit auf dem Korridor herum. Das nervige Kind hat stundenlang gequängelt und die Erwachsenen haben ihre Diskussionen genau vor unserem Zimmer abgehalten. Aber irgendwann ist auch diese Familie schlafen gegangen, um das gleiche Spiel morgens um 6 Uhr wieder zu beginnen. So haben wir uns eine erholsame Nacht im Hotel eigentlich nicht vorgestellt, aber was soll man machen…
Nach einer lauwarmen Dusche sind wir zur naheliegenden Salzkathedrale gefahren und haben dieses erstaunliche, 200 Meter unter der Erde liegende Bauwerk bestaunt. Die Kathedrale wurde eigentlich für die Minenarbeiter, welche eine harte Arbeit in den Salzminen geleistet haben, errichtet. Heute besteht das Bauwerk aus einem Kreuzweg mit 14 Kreuzen, einem kuppelförmigen Dom und der riesigen Kathedrale, welche alle in verschiedenen Farben beleuchtet werden. Unser Guide hat zwar englisch gesprochen, aber die Führung war so ziemlich für die Katz. Dennoch hat sich der Besuch für uns gelohnt, denn so etwas haben wir beide noch nicht gesehen. Trotz fortgeschrittener Stunde haben wir uns entschieden, die 150 Km noch bis Villa de Leyva zu fahren, um uns dort ein paar Tage niederzulassen. Die vielen LKW’s auf der kurvenreichen Strasse haben zwar einige Überholmanöver gefordert, aber danach sind wir zügig vorangekommen und haben kurz vor Eindunkeln das wunderschöne Kolonialstädtchen erreicht.

Ganz in weiss & Flucht vor der Polizei (Villa de Leyva)
Villa de Leyva ist bekannt für seine kopfsteingepflasterten Strassen und die weiss gestrichenen Häuser. Der riesige Plaza Mayor ist einer der grössten Hauptplätze in Südamerika. Der kleine Campingplatz mitten in der Stadt ist dagegen ein echter Farbtupfer, da der Besitzer den ganzen Tag jede erdenkliche Stelle farbig anmalt. Endlich scheint auch wieder mal die Sonne und wir machten uns auf, zu Fuss das Terracota Haus etwas ausserhalb des Dorfes zu besichtigen. Eine spezielle Konstruktion, die an die Bauten von Hundertwasser erinnert. Nach einem Spaziergang durch die Gassen des Dorfes holten wir unsere Wäsche bei der Wäscherei ab. Doch als wir vor unserem Campingplatz stehen, ist das Tor verriegelt und kein Mensch da. So stehen wir mit unserem schweren Sack gut duftender Wäsche auf der Strasse und ärgern uns, dass wir keinen Zugang erhalten. Kurzerhand steigt Pascal unter Protest des Nachbarn über das Tor und ich werfe ihm blindlings unsere Sachen über das Tor. Ich hatte mit der Kletterpartie schon etwas mehr Mühe und habe deshalb die Aufmerksamkeit eines Polizisten auf mich gezogen, der pfeifend auf mich zugestürmt kam. Doch mutig habe ich mich auf der anderen Seite von der Mauer gestürzt und bin ihm so entwischt. Kurz darauf kommt der Besitzer mit dem Polizisten im Schlepptau durchs Tor und eine kurze Diskussion beginnt. Doch wir konnten den Polizisten beruhigen, welcher sich eigentlich mehr über 2 Camper-Autos aufgeregt hat, die draussen auf der Strasse parkiert haben.
Unsere Kühlbox funktioniert ja leider seit einige Tagen nicht mehr und so hat Pascal mit einem Elektroniker versucht diese mit einem Schraubenzieher und einem halb funktionierenden Messgerät zu reparieren. Doch der Versuch blieb auch nach einigen Stunden erfolglos und so müssen wir uns überlegen, wie wir unsere Esswaren für die ausgerechnet heisse Zone von Kolumbien kühlen können. Es scheint wie ein Zeichen, dass immer mehr Dinge kaputt gehen und wir wohl langsam ans heimgehen denken müssen.

Angriffige Gänse & Südamerikanischer Kundenservice (Sogamoso / Totasee)
Nach ein paar erholsamen Tagen, haben wir uns zum Totasee auf 3000 M.ü.M. aufgemacht. In Sogamoso haben wir eine hübsche Finca gefunden, wo wir uns für die kommenden Nächte eingerichtet haben. Der Besitzer der Finca hat 2 Gänse die immer schnatternd um unser Auto gewatschelt sind. Diese Biester waren ziemlich angriffslustig und haben uns tagsüber ganz schön auf Trab gehalten. Natürlich mussten sie sich auch immer rund um unser Auto erleichtern und nachts haben sie uns mit ihrem Gekrächze wachgehalten.
Am nächsten Morgen wollten wir unser Glück für die Reparatur der Kühlbox in der Stadt Sogamoso versuchen und sind stundenlang durch die Gassen gestreift. Von einem Geschäft wurden wir zum nächsten geschickt und kurz bevor wir schon aufgeben wollten, finden wir einen geeigneten Elektro-Mechaniker, welcher auch Bügeleisen und Küchengeräte repariert. So haben wir unsere Kühlbox bei ihm gelassen und einen Abholtermin für den nächsten Morgen vereinbart.
Am Nachmittag sind wir zum Totasee auf 3000 M.ü.M. gefahren und haben den höchst gelegenen weissen Strand der Welt bestaunt. Rund um den See haben Bauern jeden erdenklichen Fleck mit Zwiebeln bepflanzt und die Felder mit einfachen Hacken gepflegt bzw. mit Ochsen gepflügt. Eine harte Arbeit und für uns im fortschrittlichen Kolumbien erstaunlich.
Am nächsten Morgen sind wir wieder in die Stadt gefahren, um unsere hoffentlich wieder funktionsfähige Kühlbox abzuholen. Doch da haben wir die Rechnung nicht mit den Kolumbianern gemacht, denn die Tür zum Geschäft war verriegelt und natürlich gab es auch keine Information, wann das Geschäft wieder öffnet. Ein junger Mann hat noch versucht, den Gesuchten telefonisch zu erreichen, doch auch da kein Lebenszeichen. Auf Nachfrage bei den umliegenden Geschäften, haben wir uns entschieden am Nachmittag nochmals vorbeizuschauen. Am Nachmittag war zwar der Laden geöffnet, aber der Mechaniker sei wegen eines „Notfalls“ ausser Haus (wahrscheinlich ein nicht funktionierendes Fernsehgerät eines Kolumbianers). So haben wir etwas verärgert die Telefonnummer der Finca hinterlassen und gebeten er möge sich doch bitte melden, was er natürlich nicht gemacht hat. So haben wir den Rest des Tages auf der Finca vertrödelt und sind am nächsten Morgen wieder in die Stadt gefahren, nur um zu erfahren, dass er die Kühlbox nicht reparieren konnte. Das nennt man wohl „südamerikanischer Kundenservice“.

Das Nationalspiel mit Schwarzpulver (Tejo)
Da wir uns mit Migi, einem Freund aus Grindelwald, welcher momentan in Bogota lebt, verabredet haben, sind wir gerne nochmals den Weg zurück nach Villa de Leyva gefahren. Da der Campingplatz mitten im Dorf übers Wochenende geschlossen war, mussten wir uns auf einem Platz ausserhalb des Dorfes einrichten. Die Anlage war aber so tiptop in Schuss, dass uns der kurze Fussmarsch ins Dorf nichts ausmachte. Da wir dringend wieder mal etwas Bewegung brauchten, sind wir gleich noch auf den Hausberg geklettert, wo wir eine tolle Aussicht auf das Kolonialstädtchen geniessen konnten.
Am nächsten morgen um Punkt 10 Uhr trudelt tatsächlich Migi mit seinen beiden Arbeitskolleginnen Isabel und Annick mit der kleinen Ely ein. Eigentlich habe ich erwartet, dass es sich um das 10 Uhr „mañana mañana“ handeln würde, aber scheinbar legt man auch als Auslandschweizer nicht alle unsere Angewohnheiten nieder.
Da die vier bereits früh aufgebrochen sind um von Bogota nach Villa de Leyva zu kommen, haben wir uns zuerst in einem kleinen Kaffee gestärkt. Danach ging es los zum Spiel mit dem Schwarzpulver…
Bei diesem kolumbianischen „Nationalsport“ versucht man, eine Art Stein in einen Metallring zu werfen und so die dort an dessen Rand aufgelegten dreieckigen Schwarzpulvertaschen zu treffen und explodieren zu lassen. Da der Zielbereich aus Lehm besteht ist es eine ziemliche Sauerei, den Stein nach dem Wurf wieder aus dem Dreck zu kratzen. Wichtig, wenn nicht sogar das Wichtigste an diesem Spiel ist, dass man immer eine Flasche Bier in der Hand halten muss. Das Spielen auf dem Platz ist gratis, wenn man eine Kiste Bier kauft. Man kann sich also vorstellen, dass wir einen feucht fröhlichen Nachmittag verbracht haben. Zum Glück haben wir nicht allzu oft das Schwarzpulver getroffen, denn es hat unglaublich laut geknallt.
Von dem vielen „Sport“ wurden wir langsam hungrig und wir fuhren ins naheliegende Sutamarchan, wo man die besten Würste weit und breit geniessen kann. So haben wir eine riesige Wurstplatte vertilgt und sind danach gut genährt zurück nach Villa de Leyva gefahren. Auf dem Hauptplatz haben wir es uns wie alle Kolumbianer auf der Treppe der Kirche gemütlich gemacht und haben den kolumbianischen Nationalschnaps Aguardiente (Schnaps aus Anis und Zuckerrohr) probiert. Nach einem leckeren Nachtessen in einem der vielen Hinterhöfe der Stadt waren wir alle so müde, dass wir uns schon bald verabschiedet haben. Ein toller und lustiger Tag – Danke Migi!

San Gil – Barichara
San Gil ist eine beliebte Stadt bei Backpackern. Hier kann man alle Adrenalin ausschüttenden Aktivitäten wie Paragliding, River Rafting, Zip-Lining etc. buchen. Etwas ausserhalb haben wir jedoch ein Hostel gefunden, wo wir die gesuchte Ruhe gefunden haben. Ein paar Geissen und Hunde haben zum Vergnügen beigesteuert und hier haben wir auch die Vanabundos.com getroffen. Gabi und Sandro aus Rüti, die ihre Erlebnisse auf 20Minuten veröffentlichen. Lustig, wie klein die Welt manchmal ist.
Am nächsten Morgen haben wir unseren Minimum-Kilometer-Rekord geknackt und sind die 15 Km ins kleine, beschauliche Barichara gefahren. Das Dorf ist für die gut erhaltene koloniale Architektur bekannt und wurde zum nationalen Kulturerbe erklärt. So sind wir nach einem unglaublich günstigen Mittagessen in der nachmittäglichen Hitze durch die Gassen geschlendert und haben die hübschen Häuser bestaunt. Obwohl das Dorf bei Touristen beliebt ist, sind wir uns vorgekommen wie in einem Westernfilm. Menschenleere Gassen und nur ein paar Türen die sich quietschend im Wind bewegt haben. In einem hübschen Hotel am Dorfrand mit Freiluft-Dusche haben wir es uns auf der Terrasse gemütlich gemacht und der Stille gelauscht. Hier ist es tagsüber inzwischen so heiss, dass selbst mir das kalte Duschen nichts ausmacht.

Chicamocha Canyon
Nach dem Frühstück auf dem Zimmer sind wir zum Chicamocha Canyon gefahren, wo wir kurz vor der Touristenattraktion, einer Seilbahn, einen Campingplatz mit spektakulärer Aussicht auf die Schlucht gefunden haben. Wieder eine ganz andere Landschaft, die wir in Kolumbien nicht erwartet hätten und uns an das ewige auf und ab in Peru erinnert. So haben wir den Nachmittag im Schatten verbracht und die Aussicht genossen, um am nächsten Tag zur Seilbahn zu fahren.
Bei der Seilbahn angekommen, haben wir uns jedoch dagegen entschieden, mit dieser über die Schlucht zu fahren, da sie einfach überirdisch teuer und die Aussicht von der Strasse aus genau so schön ist. So sind wir mit dem Auto in die Schlucht hinunter gekurvt, um dann auf der anderen Seite wieder hinauf zu kriechen. Der Verkehr ist hier wegen den vielen, riesigen LKW’s, die teilweise im Schritttempo über die Berge kriechen, sehr langsam. Die Stadt Bucaramanga konnten wir über Giron gut umfahren und haben die ersten langen Kilometer Richtung Karibikküste hinter uns gebracht. Inzwischen sind wir noch auf 200 M.ü.M. und die Hitze hat uns wie ein Faustschlag getroffen. Deshalb haben wir in Aguachica ein klimatisiertes Hotelzimmer für gerade mal 15 Franken genommen, um morgen gut ausgeruht die knapp 400 Kilometer an die Küste zu schaffen.

Warme Tage und kühle Nächte in Minca
Hinter der Karibikküste ragt das Sierra Nevada de Santa Marta Gebirge bis zu 5775 M.ü.M. empor. An den kühlen Hängen dieser Gebirgskette liegt das kleine Dorf Minca, welches uns für die nächsten 3 Nächte ein schöner Ort schien, um uns von der langen Fahrt zu erholen. Auf einer kleinen Finca oberhalb des Dorfes und toller Aussicht auf Santa Marta haben wir uns eingerichtet. Der 5-jährige Sohn der Besitzer, Jonathan, hat uns immer wieder mit seinem Geplapper amüsiert. Wir waren für die wenigen Tage die wir dort verbrachten, seine neuen „Amigos“. Einen kurzen Fussmarsch entfernt liegt auch ein kleiner Wasserfall, welchen wir natürlich mit FlipFlops an den Füssen erkundet haben.

Karibik Feeling am nördlichsten Punkt unserer Reise
Doch schon bald wollten wir endlich ans Meer, um noch ein bisschen Karibik Feeling zu geniessen. So sind wir nach einem kurzen Einkauf die 100 Km an der Küste entlang bis Palomino gefahren. Auf dem Parkplatz des Supermarkts mussten wir jedoch noch eine kleine Schrecksekunde überstehen. Unser Pepino hat beim Starten des Motors unglaublich komische Geräusche von sich gegeben. Doch nach einem kurzen Blick in den Motorraum konnten wir kein Problem erkennen und ein paar Minuten später, tuckerte unser Pepino wieder vor sich hin, als wäre nichts geschehen.
Die Finca Escondida direkt am Strand haben wir nach längerem Suchen gefunden, mussten jedoch zu unserer Enttäuschung auf dem weiter zurückliegenden Parkplatz campieren. Vor allem war der mit Flutlicht ausgeleuchtete Platz völlig überteuert. Doch beim Check-out haben sie uns irrtümlicherweise statt zwei Nächte nur eine verrechnet, was den Preis wieder relativiert hat. Uns soll es recht sein, wenn sie trotz Computer ihre Buchhaltung nicht im Griff haben. Wir staunen immer wieder, dass einfachste Rechnungen nicht im Kopf gerechnet werden können und auch mit Taschenrechner sind die Ergebnisse oft falsch.
Ein paar Kilometer weiter haben wir uns an einem riesigen Palmenstrand beim Casa Grande direkt am Meer niedergelassen. Der perfekte Ort, um meinen Geburtstag zu feiern. Nach längerem hin und her haben wir einen Platz gefunden, wo keine Kokosnuss aufs Auto und auf unsere Köpfe fallen kann. Kein leichtes Unterfangen. Statistisch gesehen, werden mehr Menschen von Kokosnüssen erschlagen, als von Haien gefressen. Ok, so dramatisch war es nun auch wieder nicht. Aber die nächsten Tage bestand unsere Hauptaufgabe darin, nicht von den herunterfallenden Kokosnüssen getroffen zu werden, die wie Granaten um uns herum eingeschlagen sind. Von unseren Campingstühlen aus haben wir stundenlang die vielen Eichhörnchen beobachtet, welche von Palme zu Palme gehüpft sind und haben uns gefragt, ob die Kokosnüsse nicht doch ein bisschen zu gross für sie sind. Das Rauschen der Wellen hat uns Nachts in den Schlaf gewogen. Leider kann man hier wegen der gefährlichen Strömung nicht ins Wasser, aber das Wellenschauspiel entschädigt etwas dafür.
An meinem Geburtstag gab es unspektakuläre Tomatenspaghetti und eine Flasche argentinischen Wein. Eine Kerze haben wir auch noch gefunden und ein Vanille-Gebäck als Geburtstagskuchen gab es auch. Von Muttis Rüeblitorte oder Schoggimöcklikuchen blieb uns nur zu träumen. Unsere Essensvorräte neigen sich dem Ende zu. Zum einen, weil unsere Kühlbox defekt ist und zum anderen, da unsere Tage als Nomaden gezählt sind. Die Verschiffung naht und langsam müssen wir uns von unserem fahrenden Haus verabschieden.

Die Küstengegend ist der ärmere Teil Kolumbiens. Die indigene Bevölkerung um Santa Marta sticht hier an der Küste durch ihre weisse Kleidung ins Auge. Die Männer tragen einen ebenfalls weissen Hut, der uns an Calimero (der mit der halben Eierschale auf dem Kopf) erinnert. Mit einem dieser Eierschalen-Träger waren wir kurz im Gespräch, ansonsten scheint es, dass sie sich in ihrer eigenen Welt bewegen.
Ganz im Norden und an der Grenze zu Venezuela lebt in der staubigen Abgeschiedenheit auch noch ein indigenes, sehr zurückgezogenes Volk. Wir haben uns gegen die Fahrt in diesen Teil im Norden entschieden, da die Fahrt über Sandpisten wenig Reiz für uns hatte (wir wollen ja nicht auf den letzten Kilometern im Sand stecken bleiben) und die Flüchtlingsströme aus Venezuela sorgen auch nicht gerade für mehr Sicherheit betreffend Diebstählen. Ausserdem läuft uns die Zeit davon und wir wollen nicht zum Schluss noch in Stress geraten. Auch nach über einem Jahr gibt es noch vieles, was wir noch nicht gesehen haben.

Feiertage & Stromausfall
In Kolumbien ist jedes gefühlte zweite Wochenende ein Feiertag. Toll für die Kolumbianer, die dann nicht arbeiten müssen. Für uns eher eine Plage, da dann viele Geschäfte geschlossen sind und die Einheimischen aus der Stadt flüchten und Strände und Nationalparks belagern. Die Kolumbianer wissen meistens nicht, was sie eigentlich gerade feiern. Es gibt die unterschiedlichsten Gründe für einen Feiertag: Tag der Blume, Tag der Bäume, Tag der heiligen Sowieso, Tag der Fritada (fritiertes), Tag der Empanada (da gibst aber keine Empanadas sondern nur Alkohol) und sogar einen Tag der Faulheit! Ja genau, ein Feiertag für die Faulheit!!!!

In Europa gehört Elektrizität wie selbstverständlich zum Alltag. Wenn in der Schweiz der Strom für eine Stunde ausfällt, wird dies tagelang im Blick und anderen Medien diskutiert und als Horrorszenario dargestellt. Hier erleben wir das ganz anders. Zum Beispiel ist genau heute, wo wir dringend ins Internet müssen, um unsere Verschiffung zu planen, kein Strom da. Nach einigen Stunden fragen wir nach, wann wir damit rechnen dürfen. Der Besitzer des Campingplatzes schaut etwas erstaunt und meint dann nur, dass sie am Freitag nie Strom haben, da Wartungsarbeiten an den Stromleitungen gemacht werden. Jede Woche freitags!!!! Was würde wohl bei uns geschehen, wenn wir immer am Freitag keinen Strom hätten. Wäre dann ein Feiertag, da wir mit der ÖV nicht zur Arbeit fahren können, der Computer im Büro einen schwarzen Bildschirm hat und wir ohne Internet von der Aussenwelt abgeschnitten wären? Beim nächsten Stromausfall in der Schweiz werde ich bestimmt lächelnd eine Kerze anzünden und an die Tage ohne Strom in Südamerika denken.

Melancholische Gedanken
Das Ende unserer Reise rückt näher. Und so komisch dies für einige klingen mag, wir freuen uns auf unser zu Hause. Wir können das Erlebte schwer in Worte fassen, aber es war eine lehrreiche und spannende Zeit, die uns bestimmt noch oft in Erinnerungen schwelgen lässt. Doch es gibt auch einige Dinge, die wir nicht vermissen werden. Da wäre z.B. Der tägliche Toilettengang. Wie oft habe ich geflucht, in der Böcklistellung mein Geschäft erledigen zu müssen, kein Toilettenpapier zu finden, meine Hände nicht ordentlich waschen zu können und angeekelt von den hygienischen Verhältnissen das Toilettenhäuschen wieder verlassen habe.
Oder die Wasserhähne die Pasci jedes mal beim Abwaschen unseres Geschirrs zur Verzweiflung gebracht haben. Entweder war der Hahn so nahe am Rand montiert, dass man kaum eine Gabel darunter abwaschen konnte oder das Wasser hat in alle Richtungen gespritzt, dass Pasci nässer wurde als das Geschirr. Oder die Essensreste der anderen Benutzer im Spülbecken, die man jedes mal aus dem Abfluss kratzen muss, damit das Wasser wenigstens einigermassen abläuft.
Die „Fahrkünste“ der Südamerikaner, die uns einige Nerven gekostet haben. Die träge, unverständliche und teilweise völlig Sinn befreite Bürokratie auf den Ämtern und die eiskalten Duschen sind nur einige Beispiele. Aber wird uns nicht genau dies zu Hause auch fehlen? Nicht die aufgezählten Dinge oben, sondern dass nicht alles perfekt ist und trotzdem irgendwie funktioniert.

Chaotischer Karneval
Nach ein paar erholsamen Tagen unter Palmen mussten wir wohl oder übel aufbrechen, um rechtzeitig in Cartagena anzukommen. Die letzten 200 Km zum Endziel haben uns aber nochmals auf die Probe gestellt. In Barranquilla feiern die Kolumbianer nämlich genau an diesem Wochenende den berühmt berüchtigten Karneval. Doch wir waren zuversichtlich, dass wir die Stadt einigermassen umfahren können und nicht in den grössten Trubel und mitten ins Geschehen kommen würden. Nun ja, es kam anders.
Die Aussenbezirke bzw. Dörfer waren für uns ein kleiner Schock. Fassungslos haben wir auf die ärmlichen Hütten und die riesigen Müllhaufen direkt am Meer gestarrt. Bis jetzt schien uns Kolumbien als sehr fortschrittlich, aber diese Verschmutzung war sogar noch schlimmer als am Strand von Peru. Hinter dem Strand breitet sich flaches Buschland aus. Eigentlich ein kleines Paradies für Vögel und Reptilien und müsste unter Naturschutz gestellt sein. Doch die armen Viecher stolzieren hier durch pinkes, völlig verdrecktes und vermülltes Wasser. Barfuss spielen die Kinder auf den Müllhaufen und der Gestank ist für unsere empfindlichen Nasen ein Horror.
Die Umfahrung von Baranquilla wurde auf halbem Weg von vermummten Polizisten abgesperrt und wir wurden wortlos von der Hauptstrasse in eine Dreckstrasse verwiesen. Toll, wo sollen wir jetzt durch? Unser Navi hat wieder mal verzweifelt „links“, „rechts“ und „fahren sie geradeaus“ geplärrt. Das kann doch wohl nicht wahr sein. Wo sind wir hier!?! Die Strassen sind voller Müll (ok, sind sie nach der Street Parade auch, aber am Tag darauf sieht man bei uns keinen Krümel mehr davon) und überall laufen verkleidete Clowns herum. Aus den Lautsprechern dröhnt im wilden Durcheinander ohrenbetäubende Karnevalsmusik (dazu noch später). In einigen Gassen sah es aus, als hätte hier soeben ein Erdbeben die Stadt erschüttert. Irgendwie haben wir eine Hauptstrasse, welche zwar mitten durch die Stadt führt, aber immerhin eine asphaltierte und breite Strasse ist, gefunden. Doch keine 200 Meter weiter bleibt ein Bus stehen und zeigt uns mit Winken und wildem Gestikulieren, dass es hier nicht weitergeht. Also wieder in eine Nebengasse. Im Zick-Zack Kurs haben wir uns kilometerweit durch die Gassen gekämpft, bis wir irgendwann wieder auf der Autobahn sind. Jetzt aber Gas geben und raus aus diesem Irrenhaus.

Schlammbad im Volcan Totuma
Seit Wochen liege ich Pasci in den Ohren, dass ich unbedingt noch zum Vulkan Totuma will, um im Schlamm zu baden, was bei Pasci wenig Begeisterung ausgelöst hat. Doch da das „Drecksloch“ (wie Pasci sagt) auf unserem Weg nach Cartagena liegt, habe ich mich durchgesetzt. Nach dem Chaos in Baranquilla sind wir also von der Hauptstrasse abgebogen. Der kleine ca. 20 Meter hohe Vulkan aus Schlamm erhebt sich schon bald vor uns und sieht in der flachen Gegend aus wie ein übergrosser Pickel kurz vor der Explosion.
Vor einer kleinen Hütte direkt am Fusse des Hügels finden wir bei Julio einen Platz, um die Nacht zu verbringen. Da Julio auch ein kleines Restaurant führt, haben wir bei ihm Fisch bestellt. Eine halbe Stunde später fährt er mit dem Motorrad vor und auf dem Gepäckträger sind 2 grosse Fische gespannt. Das wurde unser Nachtessen und trotz etwas schmuddeliger Atmosphäre hat er geschmeckt.
Auch hier dröhnt aus den Lautsprechern überall die berühmte Karnevalsmusik. Natürlich hat jede Hütte einen eigenen Lautsprecher und jeder spielt ein eigenes Programm. Die kolumbianische Karnevalsmusik stellt sich aus einer blechernen Pfeife und indischen Rhythmen zusammen. Das hört sich also an, wie ein Bollywood Film an der Basler Fasnacht. Eine Qual für unsere Gehörgänge und Nerven. Nach Einbruch der Dunkelheit sind alle Hüttenbesitzer weg gefahren, um irgendwo Essen zu gehen. Da würden wir ja wohl das Radio abstellen, oder? Vielleicht wollten sie uns aber auch einen Gefallen tun, damit wir nicht so in der Stille sitzen müssen. Jedenfalls hat der Lautsprecher neben unserem Bett bis Mitternacht noch diesen qualvollen Lärm abgegeben, bis ihn endlich jemand zum Schweigen gebracht hat. Um Punkt 6 Uhr (da sind sie pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk), dröhnt der Lautsprecher neben unserem Ohr wieder krachend los und wir kriechen etwas erschöpft von der ruhelosen Nacht aus dem Auto. Unsere letzte Nacht im Pepino wäre am Strand wohl schöner gewesen. Doch es hat auch seine guten Seiten, so früh aus dem Bett geholt zu werden. So konnten wir nach einem ersten Kaffee kurz nach Sonnenaufgang in völliger Ruhe unser Schlammbad geniessen. Der Schlund des mit der schlammigen Masse gefüllten Kraters ist wie sie sagen 2000 Meter tief. Ein etwas mulmiges Gefühl hat man da schon, wenn man in diesen labbrigen Morast steigt. Wir hofften einfach mal, dass nicht irgendwie ein Vakuum entsteht und wir zum Mittelpunkt der Erde gezogen werden. Der Schlamm ist unter der Oberfläche auch ein bisschen warm und man schwebt oben auf wie im Toten Meer. Es braucht schon einige Anstrengung, die Füsse nach unten zu strecken, weil diese immer wieder an die Oberfläche ploppen. Danach ging es ab in den See, wo wir uns vom Dreck befreien konnten. Kurz darauf fahren auch schon die ersten Touristen heran und so waren wir froh, allein das spezielle Bad genossen zu haben.

Final Destination Cartagena
Nach einem herzhaften Frühstück am Strassenrand war es endgültig Zeit nach Cartagena zu fahren. Da wir unser Apartment erst ab 16 Uhr reserviert hatten, waren wir wegen des frühen ungewollten Weckers beim Schlammbad noch viel zu früh. Deshalb haben wir entschieden, unseren völlig verdreckten Pepino bei einer Waschanlage waschen zu lassen. Mir stellten sich sämtliche Nackenhaare auf, als sie Pepino auf einer Hebebühne knackend vom Boden gehoben haben. Die werden uns doch hoffentlich nicht noch auf den letzten Metern unser Auto demolieren… Aber wie immer ging alles gut und unser Pepino glänzt wieder wie neu.
Von unserem Apartment haben wir uns nicht allzu viel versprochen, da es für 2 Wochen knapp 300 Euro kostet. Aber es sollte eine kleine Küche und eine Dusche haben, und mehr sind wir uns sowieso nicht mehr gewohnt. Umso schöner war die Überraschung als wir bei Edgar ankommen und ein geräumiges Zimmer (eigentlich für 4 Personen) eine gute Küche und ein sauberes Bad vorfinden. Wir haben sogar einen kleinen eigenen Sitzbereich hinter dem Haus und eine Waschmaschine. Zum Büro des Agenten für die Verschiffung und zum Historischen Zentrum von Cartagena sind es nur ca. 5 Minuten mit dem Taxi. Die Gegend ist einigermassen sicher, aber ein paar Blocks weiter sind scheinbar ein paar Problembarrios. Aber bei dieser Hitze geht sowieso niemand freiwillig zu Fuss und die Taxis sind nicht teuer.
So haben wir unser Zimmer bezogen, welches wir innert Minuten in ein Schlachtfeld verwandelt haben. Wir mussten das ganze Auto ausräumen, um eine Packliste für die Verschiffung zu erstellen. Unglaublich, was da alles zusammenkommt und zum Glück ist das Zimmer gross genug, um all den Kram zu sortieren.

Bürokratie und ein kaputter Lift
Am nächsten Morgen Punkt 9 Uhr hatten wir unseren Termin beim Agenten für die Verschiffung. Als wir nach einigem Suchen das Bürogebäude gefunden haben (Hausnummer oder Firmenbeschriftungen sind hier Mangelware), stehen wir in einem Foyer und fragen uns, warum hier so viele Leute herumstehen. Wir fragen den Wachmann, ob wir hier richtig sind und wo wir das Büro des Agenten finden können. Doch die Antwort war nur: „Ja, aber der Lift ist kaputt“. Auf unsere Frage, ob es denn keine Treppe gebe, hat er nur müde gelächelt. Ok, dann warten wir halt wie all die anderen Leute. Irgendwann kommen noch 2 Touristen dazu, die auch einen Termin beim Agenten haben. Nach einigem Hin und Her entschieden wir uns die Treppe in den 12. Stock zu nehmen. Die Kolumbianer haben uns nur mit grossen Augen nachgeschaut und verwirrt den Kopf geschüttelt. Die würden nie und nimmer eine Treppe nehmen, wenn es einen Lift gibt. Und wenn der Lift defekt ist, dann warten sie einfach seelenruhig bis zum Sankt Nimmerleinstag.
Mit dem Agenten ging es zuerst einmal zum Notar um unsere Unterschriften zu beglaubigen. Zurück im Büro wurden dann unzählige Formulare ausgefüllt, die für uns alle ziemlich gleich ausgesehen haben und Pascal musste sogar noch seinen Fingerabdruck geben. Listo, jetzt wird sich der Agent mit der südamerikanischen Bürokratie herumschlagen und wir können uns zurücklehnen und Bierchen trinken. Toll, hoffen wir nur, dass alles klappt, denn wir sind ja immer vorsichtig, wenn es „no problema“ heisst:)

Camping ist der erste Schritt zur Verwahrlosung
Die Waschmaschinen in Südamerika sind bekanntlich nicht die Besten, aber sie bringen wenigstens wieder einen frischen Duft an die vergilbten T-Shirts. Obwohl hier nur mit kaltem Wasser gewaschen wird, habe ich das Gefühl, sämtliche Kleider sind irgendwie eingegangen oder total unförmig geworden. Langsam wird mir bewusst, dass ich seit über einem Jahr in den selben Klamotten herumlaufe. Wir machen schon Spässe, ob wir den ersten Schritt zur Verwahrlosung bereits genommen haben. Ich habe seit dem ersten Tag unserer Reise keine Schminke mehr benutzt bzw. nicht mehr mal daran gedacht. Jetzt liegt sie völlig vertrocknet irgendwo im Rucksack. Meine Haare sind sicher 20 cm gewachsen und von einem dunklen Braun bin ich durch die Sonneneinstrahlung zur Blondine mutiert (ein paar graue Haare sind auch zu finden:). Zu Hause habe ich jeden Tag geduscht, Body lotion & Parfüm benutzt. Jetzt habe ich gerade mal noch ein Shampoo und eine Niveacreme fürs Gesicht. TV haben wir seit Monaten nicht mehr geschaut. Die südamerikanischen Seifenopern sind aber auch zu schlecht, um unsere Zeit damit zu vergeuden und auch die Nachrichten sind nicht sehr informativ. Diese werden meistens von irgendwelchen Schönheitsköniginnen mit aufgespritzten Lippen, tiefem Dekoltee, hautengen Miniröcken und einem künstlichen Sensationslächeln präsentiert. Man stelle sich im Gegensatz dazu unsere Nachrichtensprecher vor, die eingezwängt in Anzug und Krawatte oder in hochgeschlossenen Zweiteilern trocken die Geschehnisse in der Welt dokumentieren. Ich habe bis heute keinen Gedanken daran verschwendet, aber jetzt, wo ich an die Annehmlichkeiten zu Hause denke, fällt mir auf, dass ich das alles nicht vermisst habe (ausser die warme Dusche:).

Diebstahl auf den letzten Metern
Unser Agent hat uns versprochen, dass wir spätestens am Donnerstag Morgen eine Nachricht erhalten, wann unser Auto in den Container verladen wird. So haben wir unseren Pepino bereits am Vorabend beladen, um für einen kurzfristigen Termin bereit zu sein. Doch am Morgen die böse Überraschung. Die zwei leeren Diesel-Kanister und unsere massgeschneiderte Plane für den Gepäckträger wurden über Nacht gestohlen. Das Spannset hing traurig und verschnitten am Boden. Obwohl wir vor dem Apartment hinter einem Gitter parkiert hatten, sind wohl in der Nacht die Diebe über das Tor geklettert. Zwar kein teurer Verlust aber die massgeschneiderte Plane, die wir in Ecuador anfertigen liessen, schmerzt ein bisschen. Zum Glück haben sie uns nicht noch die Scheiben eingeschlagen oder die Reifen zerstochen. Das wäre dann wirklich ärgerlich gewesen. Etwas genervt, dass es uns auf den letzten Metern doch noch erwischt hat, warteten wir auf den Bericht des Agenten. Denn jetzt wollten wir unseren Pepino im Container in Sicherheit wissen. Kurz vor Feierabend hatten wir noch immer keine Nachricht erhalten. Auf allen Kanälen (Telefon, SMS und E-Mail) haben wir versucht den Agenten zu erreichen. Nach einer halben Stunde kommt eine SMS, dass es morgen um 8.00 Uhr losgeht. In Südamerika ist immer alles chaotisch, dass wissen wir ja inzwischen. Aber es ist manchmal einfach anstrengend, dass man ihnen alles aus der Nase ziehen muss. Zum Glück waren wir vorbereitet und mussten nicht noch eine Nachtschicht einlegen. Wegen dem Diebstahl letzte Nacht, haben wir eine unruhige Nacht verbracht und sind bereits zeitig zum Büro des Agenten losgefahren.

Bye Bye Pepino
Natürlich kam der Agent zu spät. Da in Cartagena die Regelung besteht, dass an geraden Tagen nur Autos mit ungeraden Nummern und umgekehrt auf den Strassen fahren dürfen, mussten wir einen Zickzack Kurs durch die verdreckten und armen Barrios der Stadt fahren. Der Agent hatte nämlich eine gerade Nummer auf seinem Nummernschild. Die Bussen sind hoch, wenn die Polizei dich erwischt. In der Nähe des Hafens mussten wir uns sogar noch durch einen Markt schlängeln, um ja nicht auf die Hauptstrasse zu gelangen. Die Spanngurte, um unser Auto im Container zu befestigen, wurden kurzerhand noch irgendwo am Strassenrand eingekauft. Endlich beim Hafen angelangt, musste ich aus dem Auto aussteigen, weil nur der Halter des Autos ins Hafengelände Eintritt erhält. Dies wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht und wartete im Personalrestaurant, dass Pascal wieder auftaucht. Eine Stunde später kam der Agent und meinte es dauert wohl noch eine Stunde. Da wusste ich, dass Pascal den ganzen Nervenkrieg im Hafen wohl alleine bewältigen muss.
3 Stunden später taucht Pascal völlig durchgeschwitzt am Ausgang auf. Er musste in der brütenden Hitze ohne Schatten das ganze Auto ausräumen und wieder einräumen. Es wurde sogar ein bisschen Luft aus den Reifen gelassen, um sicherzustellen, dass kein weisses Pulver darin versteckt ist und den Luftfilter musste er auch öffnen. Dies alles bei 40 Grad und ohne Hilfe. Kein Spass. Nach stundenlangem, bangem Warten war ich froh, dass wir diesen Marathon hinter uns hatten und Pepino seinen langen Weg nach Hause über den grossen Teich in Angriff nehmen kann.
Zwei Reisende, die ebenfalls am Hafen auf die Verladung warteten, hatte noch mehr Pech als wir. Sie wurden am Morgen in der Autowaschanlage ausgeraubt und 700 Dollar und ein Handy sind weg. Da hatten wir ja gerade noch Glück, dass bei uns nur der Gepäckträger abgeräumt wurde. Cartagena scheint kein gutes Pflaster für Reisende zu sein…

Natürlich haben wir ein paarmal die wunderschöne und farbenfrohe Altstadt besucht und haben das Castillo San Felipe mit seinen klaustrophobischen Gängen in der alten Mauer erforscht. An einem Nachmittag haben wir unsere Freunde aus Spanien zum letzten mal auf der Reise zu einem Mittagessen getroffen. Ansonsten haben wir die Zeit in unserer klimatisierten Wohnung verbracht, ein paar Büroarbeiten erledigt und die Waschmaschine zum Glühen gebracht.

Nach fast 2 Wochen in Cartagena sind wir reif für die Insel. Deshalb haben wir uns für einen Ferien-Trip nach Aruba entschieden. Noch ein bisschen Sonne tanken und Kokosnüsse schlürfen ist ja nie ganz verkehrt. Der nächste Bericht wird deshalb sicher etwas kürzer ausfallen, da ich Euch von längeren Ausführungen, wie wir am Strand unsere Bäuche in die Sonne gehalten haben, verschonen möchte. Aber es gibt sicher auch da ein paar kleine Geschichten zu erzählen und hoffentlich ein paar Fotos von Karibischen Stränden:)

Bis bald
Jeannette & Pascal

1 Gedanke zu „Bunte Dörfer, Schwarzpulver & ein Bad im Schlamm

  1. Hallo zusammen

    Die Berichte sind super. Da wird man richtig neidisch 🙂

    @Pascal: bitte kontaktier mich per Mail, habe schon mehrmals versucht dich zu kontaktieren per SMS / Mail, leider erfolglos…

    Noch viel Spass und liebe Grüsse…

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