Mate, Gauchos und viel Gelassenheit

Kategorien Argentinien / Uruguay

Einmal quer durch Argentinien

Dank einem Tipp von Marcelino haben wir noch eine Runde im Bergland hinter Mendoza gedreht. Auf der Strassenkarte ist die empfohlene Strasse auch eingezeichnet. So sind wir guten Mutes auf die Runde gestartet.

Am Anfang war die Strasse ganz normal geteert doch schon bald haben wir uns auf einer Rumpelstrasse wiedergefunden. Als wir immer weiter bergauf gefahren sind, wurde uns schon ein bisschen mulmig. Wir waren im Pumagebiet und überall standen Schilder, was man bei einer Begegnung mit einem Puma machen soll. So habe ich mich jeweils nur kurz für ein Foto aus dem Auto getraut. Die Strasse wurde immer enger. Links die steilen Felswände, die sehr rutschgefährdet aussahen, rechts ging es steil hinunter, so dass ich als Beifahrer immer wieder freie Sicht in den Abgrund genoss… Zum Glück ist uns kein Auto entgegengekommen, denn rückwärts auf dieser Strasse hätte mir wohl endgültig den Rest gegeben. Dicke Nebelfetzen haben zusätzlich für ein kleines „Adventurefeeling“ gesorgt. Die Strasse schlängelte sich von Mendoza (1000 m) bis zu einer Passhöhe von 2800 m. Oben angekommen, wurden wir von strahlendem Sonnenschein und Aussicht auf die Anden empfangen. Auf der anderen Seite Richtung Uspallata war dann die Strasse nicht mehr so steil. In Barreal haben wir einen hübschen Zeltplatz gefunden und sind am nächsten Morgen Richtung San Juan gefahren. Ausserhalb von San Juan haben wir auf einem riesigen Zeltplatz am Stausee als einzige Gäste (ausser den massenhaften Mücken) übernachtet und sind am nächsten Morgen Richtung Cordoba gestartet.
Die Strassen um San Juan waren teilweise von Schlamm und Geröll bedeckt und man hat gesehen, dass es hier letzte Nacht stark geregnet hat. Mit Baggern wurden die Strassen bereits wieder geräumt. Teilweise sind wir über provisorische Brücken gefahren, die von LKWs nicht passierbar waren. Die Originalbetonbrücke lag ein paar Meter weiter unten im Flussbett. Der Boden ist hier staubtrocken und es hat letzte Nacht so stark geschüttet, dass die Fluten alles überspült haben. Da hatten wir wohl Glück, dass wir erst heute durchfahren.

In Lujan haben wir zuerst einen Zeltplatz gesucht. Doch als ich schon 2 Schlangen und eine riesige Spinne auf der Strasse gesichtet habe, war ich ganz froh, dass wir diesen erst gar nicht gefunden haben:) In Quines sind wir dann auch wegen dem Regen in einem Hotel untergekommen. Zum Glück, denn am nächsten Morgen hat es wieder geschüttet, so dass das Wasser auf den Strassen schon stand und teilweise richtige Bäche durchs Dorf liefen. Eine Abwasserkanalisation gibt es hier nur spärlich und so überspült es die Dörfer regelmässig.

Die eigentlich schöne Bergstrasse nach Cordoba haben wir bei Nieselregen in Angriff genommen. Wenigstens hat es nicht mehr ganz so stark geregnet, aber plötzlich sind dicke Nebelschwaden aufgetaucht und wir mussten im Schritttempo und starrem Blick auf die verblichenen Leitlinien durch den Nebel kriechen. Die öffentlichen Busse und LKW’s sind im Blindflug an uns vorbeigerauscht. Keine Ahnung was die gesehen haben… Wir sahen gerade mal den Strich am Boden.

Weiter ging es über Santa Fee Richtung Grenzübergang Paysandu nach Uruguay. In Villaguay mussten wir wegen Einbruch der Dunkelheit auf einem öffentlichen Dorfplatz übernachten. Aber wenigsten konnten wir die Toiletten benutzen und gratis war es auch noch. In Colon, der letzten Stadt vor dem Grenzübergang, mussten wir mangels Zeltplatz wieder in ein Hotel einchecken. Ideal für den Grenzübertritt am nächsten Tag, da wir bei den chilenischen Grenzübergängen ja teilweise 2 und mehr Stunden verbracht haben. Das Hotel war leider direkt an der Autobahn und deshalb ziemlich laut. Aber zumindest hatte es eine warme Dusche und war sauber. Am Abend hat mir jedoch noch eine riesige schwarze Spinne vor der Zimmertüre schöne Träume beschert:)

Uruguay – aqui solo corre el viento…

Der Zoll nach Uruguay war das pure Gegenteil von Chile und ein Vorgeschmack, was uns in Uruguay erwarten wird. Alles „todo tranquilo“. Wenn der Computer vom Einfuhrzöllner nicht noch abgestürzt wäre, wären wir in 5 Minuten mit allen Stempeln wohl durch den Zoll gekommen.

In Paysandu mussten wir erstmal zu Geld kommen. Als uns 3 Bankomaten eine Auszahlung verweigert haben, waren wir doch etwas verunsichert. Doch bei der 4. Bank hat es tatsächlich geklappt und wir konnten unsere Rundfahrt in Uruguay starten.

Uruguay ist nicht gerade bekannt für abwechslungsreiche Landschaften (der höchste „Berg“ ist gerade mal 358 Meter hoch). Trotzdem wollten wir das Landesinnere erkunden und sind Richtung Tacuarembo losgefahren. Riesige Soja- und Maisfelder, viel Landwirtschaft und viel „nichts“. Nur wenige Menschen hie und da und falls mal ein Städtchen kommt findet man auf gut Glück ein paar Menschenseelen mit einem Mate-Teekrug unter dem Arm.

Mate wird in Uruguay immer getrunken. Und damit meine ich immer. Beim Arbeiten, beim Einkaufen, auch bei offiziellen Stellen steht der Krug immer auf dem Tisch. Da können die Papiere auf dem Boden rumliegen, aber der Krug bleibt stehen und wird keinen Millimeter bewegt. Beim Autofahren klemmt der Krug mit dem heissen Wasser unter dem linken Arm und mit der rechten Hand wird eine Art Tasse mit einem Strohalm gehalten. Schlürfend brettern sie dann durch die Landschaft. Einfach alles „todo tranquilo“. Das einzige was einen Uruguayer aus der Ruhe bringt, ist das Autofahren. Da sind sie wie alle Südamerikaner mit einem (Entschuldigung) Kleinhirn ausgestattet.

An den Strassenrändern sind uns auch die kleinen Marktstände aufgefallen. Es kann aber auch nur ein Kofferraum eines Autos sein, wo ein bisschen Honig, Holz oder Brot angeboten wird. Gemütlich und geduldig warten die Verkäufer in der Pampa am Strassenrand auf Kunden, oder nehmen auch mal ein Nickerchen hinter dem Auto. Auch auf Autobahnen, wo es uns wohl nie in den Sinn kommen würde anzuhalten, um einen frisch gepressten Saft zu kaufen. Aber eben, alles „todo tranquilo“.

In Uruguay stehen viele Oldtimer herum, die langsam vor sich hinrosten. Jedem Oldtimer-Liebhaber käme da das Augenwasser. Auch ist uns aufgefallen, dass jedes 2. Haus und viele Autos zum Verkauf stehen. In Uruguay schreibt man aber nicht einfach ein Schild und legt es hinter die Windschutzscheibe. Wenn ein Auto zu verkaufen ist, stellt man eine Oel- oder Wasserflasche auf das Dach…

Wie so oft waren wir auch in Tacuarembo die einzigen Gäste auf dem Zeltplatz und so haben sich sämtliche Hunde der Gegend bei uns niedergelassen. Gegenüber vom Zeltplatz hatte es einen kleinen Laden und da wir kein Brot und kein Bier mehr hatten, gingen wir beim “alten Päppel“ vorbei. 3 Stück Brot hatte er noch und als wir nach Bier fragten, ist er im Lager verschwunden und es hat nur noch gerumpelt. Aber schlussendlich ist er mit 6 Büchsen eiskaltem Bier wieder am Tresen erschienen. Wahrscheinlich sind wir seit sehr langem die ersten Kunden. So jedenfalls hat der Laden ausgesehen… Aber wenigstens hatten wir ein paar leckere Bierchen zu den immer gleichen Nudeln… Nudeln „alla don Pasqual“ (Nudeln mit Tomatensauce und Reibkäse) ist nämlich unser Hausgericht. Es ist schnell zubereitet, man muss wenig abwaschen und Nudeln sind immer an Vorrat. Also wenn wir wieder nach Hause kommen, bitte kocht KEINE Nudeln für uns:)

Am nächsten Tag das gleiche Bild. Viel Nichts und ein paar Cowboys…. bis nach Paso de los Toros, wo wir wieder im Stadtpark, welcher gleichzeitig auch Campingplatz ist, übernachten konnten. Inzwischen machen wir uns einen Spass daraus, wie lange es dauert bis sich der erste Hund bei uns niederlässt. Wir füttern die Hunde nie und trotzdem nisten sich diese immer bei uns ein und verteidigen sogar unser Auto. Lauthals wird unter dem Auto hervorgebellt, falls sich ein Fremder nähert.

Dann ging es los Richtung Küste. In Colonia del Sacramento haben wir uns wieder mal ein Städtchen angesehen. Wir sind beide keine Stadtmenschen und geniessen lieber die Natur. Aber ab und zu ist es auch ganz nett, wieder unter Menschen zu sein. Colonia del Sacramento ist eine alte Schmugglerstadt und liegt nur 50 Km von Buenos Aires entfernt. Wir konnten sogar durch den Dunst die Skyline von BA erblicken. Das Städtchen ist hübsch mit den alten Häusern, dem Kopfsteinpflaster und den vielen Gartenrestaurants. So haben wir uns natürlich wieder mal ein Mittagessen gegönnt ausser den alltäglichen Nudeln:) Als wir aus der Stadt fuhren, wollten wir eigentlich den nächstbesten Campingplatz ansteuern. Es sind zwar x Campingplätze an der Strasse angeschrieben, aber an der nächsten Kreuzung wieder nicht. So sind wir stundenlang hin und her gefahren und haben keinen Campingplatz gefunden. Am Schluss sind wir einfach in einem hübschen, kleinen Dorf in den Park am Strand gefahren und haben dort übernachtet. Eine Nachbarin hat uns noch versichert, dass hier alles total safe und „tranquilo“ ist. Das war dann auch der einzige Mensch, den wir bis am nächsten Morgen gesehen haben.

Montevideo haben wir grossräumig umfahren und sind in Piriapolis auf einen Campingplatz am Meer. Leider hat es inzwischen schon wieder leicht geregnet und wir sind nur kurz zum Strand, um uns den Wind um die Ohren blasen zu lassen. Am Abend haben dann unsere Campnachbarn netterweise ein grosses Feuer angezündet, so dass wir am nächsten Morgen wie Rauchwürste gestunken haben.

In La Paloma haben wir es nochmals mit Campieren versucht. Hier besitzt der Fussballclub einen Campingplatz in der Stadt. Das blöde ist bei diesen Plätzen nur, dass Abends dann die Flutlichter angehen und alle Spieler mit den Autos oder Mofas an deinem Platz vorbeirasen und den ganzen Staub von der Strasse aufwirbeln.

Das Wetter will einfach nicht so richtig mitspielen. Regen und dicke Wolken verfolgen uns seit Tagen. Wir fahren immer weiter nach Norden, aber die Wolken folgen uns beharrlich. In Puerto del Diablo hatten wir von den nassen Verhältnissen genug und haben in einem hübschen „griechischen“ Cabana eingecheckt. Eigentlich wollen wir mal ein paar Tage im Strand verweilen, aber solange die Sonne sich nicht zeigt, macht das wenig Sinn. Wir hoffen, dass uns die brasilianische Sonne etwas mehr beglückt. In Chuy haben wir nochmals kurz vor dem Grenzübertritt campiert. Es hat so stark geregnet, dass wir den ganzen Nachmittag auf unseren Sitzen im Auto verweilen mussten und nur für die Toilettengänge das Auto verlassen haben. Das ist der Nachteil, wenn man kein Wohnmobil hat. Aber wir hoffen mal, dass dies die Ausnahme bleibt.

Brasilien wir kommen…

Bis bald

Jeannette & Pascal


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