Die Hölle von Sarmiento
Wegen eines Nationalparks mit versteinerten 70 Mio. alten Bäumen, haben wir einen Abstecher nach Sarmiento gemacht. Nach einer kurzen Wanderung durch den Nationalpark Bosque Perificado wollten wir noch ein paar Kilometer Richtung Esquel „fressen“. Inzwischen war der Wind so stark, dass es ganz schön gerüttelt hat und wir immer wieder bange auf unseren Gepäckträger schauten.
Die Strasse durch die Hügel war übersät von Schlaglöchern und so waren 80 km/h schon das Maximum für unsere Verhältnisse. Doch für Argentinier gibt es kein Tempolimit und so flogen uns die entgegenkommenden Autos mit Rückenwind nur so entgegen. Auf dem Bergkamm angekommen wurden wir von heftigen Windböen überrascht, die uns Sand entgegen peitschten. Doch wir dachten immer noch, dass es nicht lange so heftig stürmen kann. Ein paar hundert Meter weiter im Blindflug durch den Sandsturm kam es aber schlimmer. Inzwischen regnete es Steine auf uns herab und haben unsere schon etwas in Mitleidenschaft gezogene Windschutzscheibe noch mehr gelöchert und sandgestrahlt. Fluchend haben wir umgekehrt und sind aus dieser Hölle wieder zurück nach Sarmiento gefahren. So etwas haben wir noch nie erlebt, dass es wegen Wind schon Steine hagelt. Auch am nächsten Morgen hat es immer noch sehr stark gestürmt, aber wir sind ohne Blessuren und wohlbehalten in Esquel angekommen.
Esquel – Nationalpark Los Alerces
Im Nationalpark Los Alerces haben wir 2 Nächte verbracht. Nach der langen öden Landschaft sind die hier heimischen riesigen Bäume eine Augenweide. Leider haben auch hier Waldbrände grosse Flächen niedergebrannt. Deshalb ist das Anzünden von Feuer zwischen 14 und 22 Uhr verboten. Das sind die zwiespältigen Gesetzte Argentiniens. Es ist zwar verboten, aber nach 22 Uhr, wenn die Argentinier ihre Parilla zubereiten, ist es erlaubt….:) Eigentlich werden sowieso sämtliche Verbote oder Verkehrsschilder missachtet. Sie „brettern“ mit 100 km/h durch 20 km/h Zonen. Parkieren wie selbstverständlich genau dort, wo ein Halteverbot ist und Feuer anzünden, ist erlaubt, wenn man Hunger hat….:)
Das Seengebiet – Bariloche – San Martin de los Andes
In Bariloche wollten wir eigentlich ein paar Tage bleiben, da diese Region bekannt für herrliche Landschaften, Seen und Wandergebiete ist. Doch es war uns einfach zu kalt. Langsam aber sicher, zieht hier der Herbst ein und ein kühler Wind lässt die Campingplätze vereinsamen. Trotzdem sind wir noch in den hübschen Ort Villa la Angostura gefahren, wo wir unerwartet 3 Tage gestrandet sind. Unser Auspuff hat sich über die Rumpelstrassen gelöst und eine Verbindungsbride war gerissen. So mussten wir einen ortsansässigen Mechaniker suchen, der uns den Auspuff repariert. Bei Luis sind wir fündig geworden und er hat unsern Auspuff für argentinische Verhältnisse in einem rasanten Tempo repariert. Inzwischen hat der Regen eingesetzt und in San Martin de los Andes haben wir uns am Morgen entschieden weiter Richtung Norden zu ziehen. Die Schneefallgrenze hat uns inzwischen fast erreicht und der Dauerregen macht beim Campieren keinen Spass.
Ausreise nach Chile
So sind wir Richtung Grenze nach Chile losgezogen. Die eigentlich wunderschöne Strecke über den Pass haben wir im Dauerregen hinter uns gebracht. Und die 2 Stunden am Zoll waren wie immer ein Desaster. Diesmal mussten wir sogar den ganzen Gepäckträger zeigen, den wir mühevoll festgezurrt und mit einer Plane zugedeckt hatten. Der Zöllner hat dann kurz reingeschaut und wir durften alles im Dauerregen wieder festmachen.
Puerto Varas
Wegen der Verzögerung am Zoll sind wir ziemlich spät und kurz vor dem Eindunkeln in Puerto Varas angekommen. So haben wir die erstbeste Hospedaje angesteuert. Bei „Elsa“ sind wir dann in einer Kammer untergekommen. Sie wollte zwar noch wissen, ob wir auch sauber sind, hat uns dann aber doch hereingebeten:) Als ich dann die Haare im Lavabo und das gebrauchte WC Papier von unserem Vorgänger auf dem Fussboden gesehen habe, waren wir uns sicher, dass wir sauber genug sind für diese Kammer. Elsa war ein bisschen eine verwirrte, alte Dame, die unter Verfolgungswahn leidet. So musste man immer anklopfen, wenn man ins Haus musste. Einen Schlüssel wollte sie uns nicht aushändigen. Als wir nach dem Abendessen nach Hause kamen, war das winzige Wohnzimmer wohlig warm. Aber in unserer Kammer war es eisig kalt. Da schlafen wir in unserem Pepino besser und vor allem nur in unserem eigenen Dreck…
Puerto Varas bzw. Puerto Montt wäre ebenfalls ein Ziel für einen längeren Aufenthalt gewesen. Doch die dicken Regenwolken und die starken Schauer haben für eine Schifffahrt oder eine Wanderung keinen Sinn gemacht. So sind wir weiter Richtung Norden aufgebrochen.
Pucón
Pucón liegt an einem hübschen See und hinter dem Städtchen ragt der schneebedeckte Vulkan Lanín in den Himmel. Leider haben wir diesen durch die dicke Nebelwand nicht zu Gesicht bekommen. Die Wetterprognosen waren übel und so sind wir aufgebrochen, um endlich wieder in die Wärme zu kommen.
San Fabian de Alico – Curicó – Pichilemu – Olmue
Und plötzlich waren wir wieder im Sonnenschein…. Im Rückspiegel konnten wir die dicken Wolken noch verabschieden und es wurde endlich wieder wärmer. Inzwischen ist es ziemlich mühsam geworden, einen noch offenen Campingplatz zu finden und so mussten wir auf dem Weg nach Santiago de Chile oft 2 Stunden suchen, bis wir einen Platz mit offenen Toren gefunden haben. So haben wir in Curicó kurzerhand in ein Hotel eingecheckt. Pascal ist gleich mal 1.5 Stunden im Bad verschwunden, um die vernachlässigte Körperpflege nachzuholen:) Da soll mal einer sagen, wir Frauen brauchen lange im Bad. Das wird er wahrscheinlich noch in 10 Jahren hören:) Genussvoll habe aber auch ich gleich 2x geduscht.
Auf dem Weg nach Pichilemu sind wir entlang der Weinstrasse durch die Weinfelder „gecruised“. In der Surfermetropole haben wir auf einem Campingplatz in strandnähe übernachtet. In den Städten am Strand sieht man ab und zu eine Evakuationstafel im Falle eines Tsunamis. Aber ich glaube nicht, dass wenn es mal „rüttelt“ oder die Sirenen losgehen, wir uns auf die Suche nach einer offiziellen Evakuationstafel machen, sondern einfach mal den Hügel hinauffahren, sofern vorhanden.
In Olmue waren wir wieder einmal die einzigen Gäste auf dem Campingplatz. Natürlich sind auch da kurz nach Ankunft 2 Hunde aufgetaucht und haben sich bei uns niedergelassen. Ein Hund hat sogar neben unserem Hinterrad übernachtet und hat mich mit wedelndem Schwanz und treuem Blick begrüsst, als ich am Morgen aus dem Auto gekrochen bin. Eine treue Seele….
Am Abend haben wir uns noch eine Suppe zubereitet unter einem Baum. Immer wieder hat es über unseren Köpfen geraschelt und ich habe immer nach einem Vogel Ausschau gehalten. Doch plötzlich haben wir den „Raschler“ gesehen. Ein kleines Chinchilla hat über unseren Köpfen genüsslich Baumfrüchte geknabbert.
Los Andes – Mendoza
Da wir am nächsten Morgen über den Pass Bermejo (Cristo Redentor) wieder zurück nach Argentinien wollten. Haben wir die Nacht im letzten grösseren Ort vor der Grenze verbracht. Da die Campingplätze entweder ein Schrottplatz oder ein verwahrloster Hinterhof waren, haben wir wieder in einer Hospedaje eingecheckt. Auf den ersten Blick war das Zimmer ok, auch wenn wir das Bad mit unserem Zimmernachbar teilen mussten. Im Garten hatte es sogar ein kleines Restaurant und somit schien uns die Unterkunft perfekt. Für umgerechnet CHF 45 sollte das auch so sein.
Unsere Nachbarn waren 4 Strassenarbeiter, die ihre stinkenden Stiefel natürlich nicht im Zimmer, sondern in unserem gemeinsamen Bad „auslüfteten“. Die Putzlappen im Bad waren schwarz und schmutzig und haben gestunken wie eine Abwasserleitung. Die Serviertochter hat sich neben unserem Zimmer ein kleines „Zubrot“ mit einem Strassenarbeiter verdient und unser Bett war so durchgelegen, dass wir in jeder Schlafstellung wie ein „Medialuna“ (Gipfeli) dalagen. Um Mitternacht wurde dann wie selbstverständlich noch lauthals im Nebenzimmer telefoniert und einen Kaffee am Morgen gab es auch nicht, da das Personal erst am Mittag kommt. So haben wir uns etwas übermüdet aber froh aus dieser Schmudelhöhle rauszukommen auf den Weg nach Argentinien gemacht.
Die Passfahrt über den 3200 Meter hohen Paso Bermejo hat uns für die nächtlichen Strapazen belohnt. Im Zickzack gings mit den LKW’s steil den Berg hinauf. Die mächtigen Felsen und Gipfel waren beeindruckend und im Sonnenschein wunderschön. Oben angekommen konnte man den höchsten Berg Nord- und Südamerikas „Aconcagua“mit 6960 Meter sehen. Ein imposanter, schneebedeckter Gipfel. Wir haben schon nach Ueli Steck Ausschau gehalten, ob er irgendwo da oben rumrennt… Den Eiger nimmt er ja inzwischen zum Frühstück….:)
Am Zoll war wie immer das geordnete Chaos, aber die Einreise nach Argentinien ist um vielfaches einfacher als nach Chile. Einzig die LKW’s waren wieder unterwegs wie Idioten. Rauf sind sie natürlich geschlichen, aber sobald es ein bisschen runterging, sind die auf den engen Strassen an uns vorbeigerauscht, wie ein Selbstmordkommando.
In Mendoza besuchen wir nun Marcelino und seine Familie in ihrem Zuhause. Nach dem langen Weg geniessen wir die tolle Gasfreundschaft in dieser friedlichen Umgebung.
Bis bald
Jeannette und Pascal
Die Fotos und die Berichte sind ein Hammer! Da würde ich gleich ein L-I-K-E drücken… 🙂 Dann seit ihr ja jetzt in der alten Heimat vom Wägeli-Wäber angekommen! Juhuiiiii!!!!!!