Am Freitag ging es endlich los. Etwas nervös wegen dem Stadtverkehr sind wir noch vor der Mittagszeit losgefahren und sind durch den Grossstadtdschungel gekurvt. Nach 1 Stunde konnten wir BA hinter uns lassen. Nach dem Vorstadtgetümmel mit eher baufälligen Häusern sind immer mehr grüne Flecken aufgetaucht und schlussendlich haben wir uns zwischen Rinderherden, Sonnenblumen- und Sojafeldern wieder gefunden.
Gegen Abend haben wir einen kleinen Campingplatz gefunden. Eigentlich wollten wir nur noch kurz etwas Essen. Als wir durch das kleine Dorf schlenderten, wurde uns jedoch bald bewusst, dass hier das Festival des Jahres stattfindet. Aus Lautsprechern dröhnte chrosend laute Musik und Geplapper und das ganze Dorf schien auf den Beinen zu sein. Irgendein Festival mit Trommeln und Tänzern fand genau an diesem Abend statt. Obwohl die ganze Nacht Musik in unseren Ohren dröhnte, schliefen wir die erste Nacht in unserem Pepino wunderbar und waren gut ausgeruht für die nächste Etappe.
In Monte Hermoso haben wir in einem Ferienhäuschen von Marcelino (Freund von Pascal) ein paar Tage verbracht. Sofort haben wir uns dem argentinischen Lifestyle angenommen. Nach dem Ausschlafen wird erstmal gemütlich gefrühstückt. Danach wird sofort überlegt, welches Fleisch heute auf den Grill kommt. Um 14 Uhr wird dann eine Parilla mit Unmengen von Fleisch zubereitet, welches mit einer 2-stündigen Siesta verdaut werden muss. Um 17 Uhr geht man an den Strand mit einer gefüllten Kühlbox (Fernet und Cola). Um ca. 22 Uhr wird dann noch das Abendessen zubereitet und gequatscht bis tief in die Nacht.
Die Weiterfahrt hat uns dann durch die Pampa Argentiniens geführt. Kilometerlange, schnurgerade Strecken mit wenigen Büschen und Gräsern. Am Strassenrand weiden die Guanacos oder Choiques und man muss höllisch aufpassen, dass diese nicht wie ein Selbstmordkommando vor die Kühlerhaube springen. Am Strassenrand liegen alle paar hundert Meter verweste Beispiele dazu (Gruss an Oli:)
Die Strände sind riesig, und Pascals Herz schlägt immer höher, wenn sich ein paar Kite Schirme erblicken lassen. Die relativ kühlen Wassertemperaturen oder Quallen haben jedoch bis jetzt verhindert, ein Bad im Atlantik zu nehmen. Es ist erstaunlich, wie schnell sich das Wetter hier ändert. An einem Tag 40 Grad und heisser Wind, da hat man das Gefühl, ein Haartrockner bläst einem ins Gesicht. Am nächsten Tag sind es dann knapp 20 Grad und ein kühler Wind bläst einem um die Nase.
In Puerto Madryn haben wir die Peninsula Valdés mit den Seelöwen- und Pinguin Kolonien besucht. Orcas haben wir keine gesichtet, obwohl Orcas hier um diese Jahreszeit die jungen Seelöwen jagen. Dafür haben wir die kurligen Peludos (Gürteltier), Guanacos (eine Art Alpacas), Choique (eine Art Straus), Maras (Hase) und Zorro Gris (Fuchs) gesehen. Eine fast 300 km weite Offroad-Strecke als Test für unseren Pepino. Natürlich hat er dies ohne Probleme gemeistert, und wurde von oben bis unten mit Sand eingedeckt. Am Abend wollten wir zur Feier des Tages unser erstes eigenes Parilla zubereiten. Natürlich hat uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht… Sobald wir versucht haben den Grill anzuschmeissen oder den Salat zuzubereiten, kam das drohende Gewitter wieder näher und die ersten Regentropfen haben uns wieder zurück ins Auto gezwungen. Schlussendlich haben wir den bereits geöffneten Malbec (für Barbara: war dein Geburtstagswein:) ) liegend im Auto getrunken und hatten dabei ein kleines „Käferfest“. Zu später Stunde konnten wir schlussendlich noch unser Fleisch in der Pfanne grillieren und satt in unsere Schlafsäcke kriechen.
Über Rawson, Comodoro Rivadavia, Puerto San Julian, Rio Gallegos sind wir weiter durch die Pampa gefahren. Dann mussten wir ein Stück Chile durchqueren und wieder durch den Zoll. Auch diesmal wurde das ein zeitraubendes Schauspiel:) Zuerst musste man 500 Meter vor dem Zoll parkieren, um dann zu Fuss zur Kontrolle zu gehen und den Papierkram erledigen. An Schalter 1 anstehen für die persönliche Einreise, an Schalter 2 anstehen für die Einfuhr des Autos und an Schalter 3 dann noch die Deklaration von Einfuhrprodukten. Natürlich haben wir unser Proviant in der Kühlbox deklariert, da die Kontrolleure sowieso jedes Auto durchsuchen. Nach den Formalitäten wieder zurück zum Auto und anstehen für die Durchfahrt. Als wir dann 2 Stunden später vor der Schranke standen, wurden auch wir durchsucht. Der Zollbeamte hat sich mit dem Inhalt unserer Kühlbox ein hübsches Mittagessen zusammengestellt. Von den 4 Äpfeln, wollte er netterweise nur einen, doch unsere feine Chorizo hat er nach einem gründlichen Augenschein, wie das Trockenfleisch und den Honig eingepackt. Das Brot hat er noch inspiziert, hat sich dann aber doch nicht getraut, auch das zu konfiszieren…. BANDIDOS!!!!:)
Egal, wir hatten also noch Brot und Käse und ein paar Küchlein (mein Geburtstagskuchen). Das haben wir noch vor dem nächsten Grenzübertritt wieder zurück nach Argentinien verspeist.
Mit einer Fähre haben wir nach Puerto Espora übersetzt. In der starken Meeresströmung hatte die Fähre ganz schön Mühe. Da das Wasser bei der Heckklappe schon knöcheltief stand und das Wasser in der Fähre immer mehr stieg, war ich am Ende froh, das andere Ende erreicht zu haben.
Nach ca. 50 Km auf einer Schotterstrasse (Hauptverbindungsachse) sind wir wieder aus Chile ausgereist. Dieser Zollübergang war kleiner und es hatte bedeutend weniger Leute. Zwar musste das Prozedere auch abgespult werden, aber die Zollbeamten waren freundlich und speditiv:)
Leider hatten wir kurz vor unserem Ziel Rio Grande noch einen Steinschlag auf unserer Frontscheibe. Obwohl der Einschlag ziemlich gross ist, hat die Scheibe keinen Riss bekommen. In Argentinien fahren sehr viele Autos mit zersprungenen Frontscheiben herum. Also dachten wir, dass man diesen Einschlag wie bei uns evtl. reparieren kann. Doch nach mehrmaligem Nachfragen scheint das hier niemand zu machen. So lange man noch durch die Scheibe sieht, lässt man es dabei. Ansonsten muss man die ganze Scheibe wechseln. Mal schauen, wie lange unsere Frontscheibe noch durchhält:)
Morgen fahren wir ans Ende der Welt (fin del mundo) nach Ushuaia. Wir freuen uns, nach der langen Fahrt (ca. 4000 Km) durch die Pampa wieder in etwas hügeliges Gebiet zu kommen.
Bis bald
Pascal und Jeannette