Verlängerung der Ruhepause
Da wir bis zu unserer gebuchten Galapagos Rundreise noch etwas Zeit hatten, haben wir uns noch ein bisschen Strandleben in ruhiger Umgebung gegönnt. Unsere Nachbarn auf dem Swiss Wassi Camping direkt am Strand von Zorito waren 2 junge Argentinier, die mit ihrem VW Käfer und Dachzelt jeweils 9 Monate im Jahr in Südamerika unterwegs sind. Dies sind die ersten Reisenden mit einem Auto, die wohl noch weniger Gepäck als wir dabei haben. Nur schon das Dachzelt auf dem VW Käfer sieht einfach zum schiessen aus, aber sie haben auch noch einen Hund dabei, für welchen sie die Rückbank reserviert haben.
Guayaquil
Nach einer Woche hiess es endgültig wieder Fahrt aufzunehmen und wir sind zur Grenze nach Ecuador losgefahren. In Peru ist die Küste bekanntlich staubtrocken und erinnert an eine Wüste. Doch kaum sind wir über die Grenze nach Ecuador gefahren, wurde die Landschaft schlagartig grün. Wir sind kilometerweit durch Bananenplantagen, Zuckerrohr- und Reisfelder gefahren und auch das Klima war plötzlich feucht schwül. Auf dem Weg nach Guayaquil haben wir noch auf einem Hügel inmitten von dichten Wäldern auf einem Hotelareal übernachtet. Nach einem kurzen Frühstück haben wir uns schweren Herzens ins Stadtgetümmel gewagt. In Guayaquil wollten wir noch bei der Nissan-Garage vorbeischauen, um einen Servicetermin nach unserer Galapagos Reise auszumachen. Dies hat nach langem hin und her zwar geklappt, aber irgendwie war uns die Garage nicht allzu sympathisch. Überall laufen Mitarbeiter mit weissen Mäntelchen herum, aber einen Mechaniker haben wir nirgends gesehen. Ob das ein gutes Zeichen ist? Den Samstag vor unserer Abreise auf die Galapagos haben wir hauptsächlich im grossen Einkaufszentrum gleich über die Strasse von unserem Hotel verbracht. Die schwülen Temperaturen hier machten uns etwas zu schaffen und wir sind deshalb ins heruntergekühlte Shoppingcenter geflohen. Frühmorgens ging es dann endlich zum Flughafen und ab auf die Galapagos (siehe separater Bericht).
Nach der Rückkehr von den tierischen Inseln sind wir hundemüde ins Hotel und mussten erst mal die vielen Eindrücke auf uns wirken lassen. Auch die unruhigen und kurzen Nächte auf See mussten wir mit einer richtigen Kappe Schlaf auskurieren.
Am nächsten Morgen fuhren wir mit Pepino zum vereinbarten Termin bei der Nissan-Garage. Nach über einer Stunde Wartezeit, hat sich endlich jemand bemüht und hat uns durch einen nervenaufreibenden Papierkram-Marathon geführt. Eigentlich wollten wir nur einen Oel- und Filterwechsel, aber hier braucht man dafür Pass, Fahrzeugausweise etc. Und alles wird penibel auf ein Formular notiert, welches dann aber natürlich von Fehlern nur so strotzt. Aus unserem Nissan Patrol wurde so ein Nissan Ambulancia usw. Aber uns war es egal, was auf diesem „Fötzel“ stand. Am Schluss hofften wir nur, dass sich irgendjemand mal um unseren Pepino kümmert und wir zum vereinbarten Abholtermin um 16 Uhr keine böse Überraschung erleben.
Pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk sind wir nach einer ausgiebigen Shoppingtour zum vereinbarten Abholtermin gefahren. Nach über 1 1/2 Stunden Wartezeit wurde endlich unser Pepino blitzblank sauber vorgefahren. Wie beim letzten mal haben sie wieder zu viel Oel eingefüllt und sie mussten etwas Oel ablassen, aber ansonsten schien alles in Ordnung. So haben wir nach über 2 Stunden endlich die Garage verlassen können und haben uns nach einem kurzen Abendessen im Shoppingcenter wieder in unser Zimmer zurückgezogen.
Cuenca
Endlich raus aus der Stadt wurden wir von einer Polizeikontrolle gestoppt. Normalerweise kein Problem, wenn man alle Papiere wie wir griffbereit hat. Doch dieser Beamte wollte Pascals Führerausweis mit einem doch in die Jahre gekommenen Foto nicht akzeptieren, da er auf dem Foto keinen Bart dafür noch eine dichte Haarpracht aufweist. Ich war ab diesem Argument doch etwas belustigt und hab in mich hineingekichert. Ja wir werden alle nicht jünger. Auf dem internationalen Führerausweis ist Pasci mit einem aktuelleren Foto abgebildet und dies hat dann der Polizist akzeptiert.
Dann ging es endlich los ins Landesinnere. Wir sind durch dichten Nebelwald auf einer guten Strasse die Berge hochgefahren. Der Nebel hat unser Tempo stark reduziert bis sich die Landschaft auf 4000 Meter wieder schlagartig geändert hat. Nun fuhren wir durch eine Berglandschaft die stark an die in Graubünden erinnert. Bei einem Aussichtspunkt haben wir kurz angehalten, um die Aussicht auf die vielen kleinen Seen zu geniessen. Doch in diesem Moment hat auch ein Reisebus angehalten und alle Insassen sind in die Büsche verschwunden, um sich zu erleichtern. Diese Aussicht, wie sich diese alten Leute hinter den Büschen abgemüht haben, veranlasste uns weiterzufahren.
Kurz vor der Stadt Cuenca haben wir einen Übernachtungsplatz auf einer tollen Hotelanlage gefunden. Der wunderschön angelegte Garten mit seiner Blumenpracht lädt zum Verweilen ein und es wurde für uns extra ein Zimmer geöffnet, um die Dusche und das WC zu benützen.
Nicht umsonst ist es in Ecuador so grün und man muss hier wieder vermehrt mit Regen rechnen. Vor allem ist im Moment noch Regenzeit. So haben wir, während wir unsere in Guayaquil erstandenen Bratwürste gekocht haben, immer wieder bange in den Himmel geschaut, wo sich die dunklen Wolken auftürmten. Doch wir konnten die beste Wurst seit langem im Trockenen geniessen und sind schon früh in unser Auto gekrochen. Durch die Nähe zum Äquator wird es hier immer bereits um 18 Uhr dunkel und die Sonne geht um 6 Uhr in der früh wieder auf.
Den nächsten Tag haben wir auf diesem Platz verbracht, um die Natur, das saftige Grün und die farbige Blumenpracht nach dem Aufenthalt in der Stadt in uns aufzusaugen. Gegen Abend konnten wir das Froschkonzert geniessen, dass sich anhörte, als ob eine Schulklasse im Musikunterricht mit den „Holzklötzli“ den Takt angeben würde.
Um die Stadt Cuenca zu besichtigen haben wir einen etwas zentraleren Übernachtungsplatz aufgesucht. So konnten wir mit einem stündigen Fussmarsch ins historische Zentrum gelangen. Die Sonne ist hier am Äquator wirklich sehr stark und so mussten wir uns zuerst im hübschen Stadtpark im Schatten mit etwas Wasser erfrischen. Vom Park aus konnten wir die gewaltige Kathedrale mit ihren himmelblauen Fliesenkuppeln betrachten. Auffallend waren die etwas zu kurz geratenen Glockentürme, die sie beim Bau wegen eines Konstruktionsfehlers nicht auf die geplante Höhe bauen konnten. Im Innern der Kathedrale wurde man von den Marmorwänden und dem ganz in Gold gehaltenen Altar fast erschlagen. Im Hinterhof der Kathedrale haben wir ein hübsches Lokal gefunden, wo wir eine Käseplatte genussvoll verspeist haben. Echter Käse mit Geschmack ist eine absolute Ausnahme und nur schwer zu finden. Umso mehr haben wir diesen Luxus genossen.
Sind wir noch in Südamerika?
Diese Frage haben wir uns in Ecuador schon ein paar mal gestellt. Seit wir über die Grenze gefahren sind, präsentiert sich die Landschaft sehr abwechslungsreich und wir sind immer wieder geblendet von dem saftigen Grün. Die Häuser sind grösstenteils verputzt und sehen von aussen sehr gepflegt und schön aus. Die Gärten bzw. Hinterhöfe sind aufgeräumt und begeistern mein Gärtner Herz mit Blumen in allen Farben. Auch scheint hier die Abfallentsorgung einigermassen zu funktionieren. So ist der Fluss in der Stadt Cuenca tatsächlich nicht mit Müll überdeckt und die Strassen sind auffallend sauber. Die Ecuadorianer sind auch bei der Arbeit etwas mehr mit Begeisterung dabei. So haben wir schon einige Arbeiter oder Putzfrauen gesehen, die während dem Arbeiten rennen! Einzig auf der Strasse merkt man, dass man immer noch auf dem gleichen Kontinent ist. Denn auch die Ecuadorianer sind auf der Strasse die reinste Katastrophe.
Ab in den Süden – Oña / Saraguro
Bis jetzt hatten wir ziemlich Glück mit dem Wetter. Tagsüber ist es sehr heiss und Abends wird es etwas kühl. Auch wenn es ab und zu regnet, wurden wir von tagelangen Regengüssen verschont. Also haben wir uns aufgemacht, um in den Süden von Ecuador zu kommen. Nur 100 Km südlich von Cuenca haben wir eine tolle Unterkunft gefunden, wo wir uns ein Zimmer gegönnt haben, da das Wetter zu unsicher schien, um zu campieren.
Eigentlich wollten wir den traditionellen Sonntagsmarkt im nahe gelegenen Dorf Saraguro besuchen, um die hier noch getragenen Trachten der indigenen Bevölkerung zu begutachten. Der Markt war aber eher klein und nach einer kurzen Rundfahrt durch das Dorf, hatten wir auch von den Trachten genug gesehen. Etwas lustig sehen die Männer mit ihren schwarzen 3/4 Hosen und ihrem Filzhut schon aus, aber vom Hocker haben sie uns nicht gehauen. Die Frauen tragen auch schwarze lange Röcke, einen Filzhut und einen farbigen Gürtel. Danach wollten wir noch ein paar Wasserfälle in der Nähe „Baños del Inka“ aufsuchen, die wir aber aus Mangel an Beschilderung nicht gefunden haben. Somit war unser Sonntagsausflug ungeplant zu Ende und wir sind zurück zu unserer Unterkunft gefahren. Es müssen ja noch über 3000 Galapagos Fotos aussortiert und die Verschiffung von Pepino nach Europa muss auch vorangetrieben werden. So haben wir den Rest des sonnigen Tages auf der Terrasse verbracht und ein bisschen „gearbeitet“.
Vilcabamba
Am nächsten Tag sind wir zu unserem südlichsten Ziel in Ecuador, nach Vilcabamba, aufgebrochen. Dieses Dorf ist für die meisten über 100-jährigen Menschen bekannt. Zwar haben wir einen wunderschönen Übernachtungsplatz oberhalb vom Dorf gefunden, doch die zahlreichen über 100-jährigen Menschen haben wir nicht angetroffen. So bleibt dieses Geheimnis für uns ungelüftet. In diesem Dorf wimmelt es stattdessen von ausgewanderten Amerikanern, da hier das Klima sehr mild ist und die medizinische Versorgung sehr gut sein soll. Irgendwie kamen uns die Leute aber etwas komisch vor. Viele der Auswanderer können kein Wort spanisch und die meisten machen ausser irgendwelchem esoterischem Hokuspokus den ganzen Tag nichts. Nichts für uns und wir sind nach 2 Tagen zum Podocarpus Nationalpark in die Berge gefahren, wo wir am Ende der Strasse einen tollen Standplatz für die Nacht gefunden haben.
Parque Nacional Podocarpus
Hier oben fühlt man sich bereits wie im tiefen Dschungel. Endlich konnten wir wieder mal unsere Wanderschuhe schnüren und sind bei einem kurzen Nachmittagsspaziergang durch die Büsche gestreift. In diesem Gebiet, wie auch in anderen Nationalparks in Ecuador, leben auch Pumas und Brillenbären, aber soviel vorab, wir haben keine zu Gesicht bekommen.
Von der Wanderlust gepackt, starteten wir am nächsten Morgen auf den Rundweg zu einem Aussichtspunkt. Zuerst ging es durch den Dschungel und das Sonnenlicht, welches durch die Zweige schien, spielte mit dem unglaublichen grün der mit Moos befallenen Bäume. Einige Sommervögel haben uns durch den Wald begleitet. Danach kam hauptsächlich nur noch Buschland, und der Blick ins Tal wurde frei. So konnten wir bis zur nächsten Stadt Loja und nach Vilcabamba blicken. Bis zu diesem Aussichtspunkt war der Weg in einem tadellosen Zustand. Doch kurz darauf wurde dieser zu einem Trampelpfad auf einer Krete. Der Wind schien immer stärker zu werden und so balancierten wir schnaufend über die Krete den Berg hinauf. Einige Stellen waren mit einem Seil ausgerüstet, so dass man sich sichernd daran festhalten konnte. Doch die steilste Passage hatte kein Seil und hat uns gezwungen, unsere Kletterkünste über den glitschigen Fels zu zeigen. Inzwischen hat sich eine Argentinierin zu uns gesellt, die sich nicht traute alleine weiterzugehen. So kraxelten wir zu dritt die Steile Böschung hinauf. Der Nebel hat sich mystisch über die Berggipfel geschoben und wir haben dem Schauspiel mit ein bisschen Hühnerhaut zugeschaut. Oben angekommen wurden wir mit einer tollen Aussicht auf das darunterliegende Tal belohnt. Nach einer kleinen Verpflegungspause haben wir uns auf den Rückweg gemacht, welcher zwar immer noch steil war, aber wenigstens keine Kletterpartien mehr beinhaltete. Mit müden Beinen und zitternden Knien vom langen Abstieg sind wir wieder beim Refugio angekommen, wo wir unsere geschundenen Füsse im kalten Brunnen kühlen konnten. Heute war Pascals Geburtstag und wir verbrachten einen tollen Tag im Nationalpark. Zum Abendessen mussten wir uns trotz Feiertag mit Pesto Spaghetti zufrieden geben. Doch wir hatten ja noch ein Tetra Pack Wein, welches wir uns zu Gemüte führten. Als Geburtstagskuchen mussten 4 trockene Schokoladenkekse auf einem Teller mit einer Kerze hinhalten. Ja, man lernt mit wenig glücklich zu sein….
Am Abend, kurz vor Eindunkeln kam ein Vater mit seinen beiden jugendlichen Söhnen bepackt mit riesigen Rucksäcken zum Refugio. Sie sind direkt auf uns zugesteuert, haben uns die Hand geschüttelt und uns in Ecuador herzlich begrüsst. So sind die Ecuadorianer, sie begrüssen Reisende immer herzlich in ihrem Land, auch mitten im Wald.
Da wir am Vorabend ein paar Jugendlichen, die hier oben auch über Nacht blieben, ein bisschen Reis gegeben haben, da sie wohl zu wenig dabei hatten, boten sie uns an diesem Abend mit strahlenden Augen ihr selbst gebrautes „aromatisierte Wasser“ an. Wir nehmen mal an, dass sie sich wohl ein bisschen Schnaps geköchelt haben und haben dankend abgelehnt. Wie es ihnen am nächsten Morgen ging, wissen wir nicht, wir haben sie jedenfalls nicht mehr gesehen…
Am nächsten strahlenden Morgen haben wir umzingelt von lästigem Ungeziefer zusammengepackt und haben diesen tollen Ort schweren Herzens verlassen. In Loja haben wir noch ein paar Einkäufe getätigt und sind dann zurück nach Oña gefahren. Eigentlich wollten wir ein Stück im Oriente Richtung Norden fahren, aber wir hatten schon jetzt genug von den vielen kleinen Biestern, die uns unzählige beissende Stellen bescherten. Bevorzugt stechen diese kleinen Vampire dort, wo man sich in der Öffentlichkeit nicht kratzen kann und das geht dann so über Tage hinweg, was teilweise echt auf die Nerven geht…
Oña zum Zweiten
Auf dem Parkplatz des Hotels, wo wir bereits 2 Nächte verbracht haben, konnten wir weitere 2 Nächte stehen und hatten für 4$ pro Person und Nacht alles zur Verfügung. Ein Bad mit heisser Dusche, eine Küche und einen gemütlichen Sitzplatz. So haben wir wieder mal einen „Arbeitstag“ eingelegt, da wir mit unseren Berichten und Fotos etwas hinterher sind.
Fahrt ins Hinterland zu den Sonntagsmärkten
An diesem Sonntag wollten wir einen Ausflug ins Hinterland zu den bekannten Sonntagsmärkten in Sigsig, Chordeleg und Gualaceo machen. Wir lieben es einfach durch die traditionellen Märkte zu schlendern, dem Treiben zuzusehen, das teilweise befremdende Angebot zu begutachten und die verschiedenen Menschen zu beobachten. Nach ein paar Umfahrungen sind wir endlich auf der richtigen Strasse ins Hinterland. Es hat eine Ewigkeit gedauert, bis wir im ersten Dorf ankamen. Diesmal nicht wegen den schlechten Strassen, sondern wegen den vielen Sonntagsfahrern, die über die Hügel geschlichen sind. Am Strassenrand wurde jeweils gefühlte alle 100 Meter eine ganze Sau auf dem Grill gedreht und uns ist schon das Wasser im Munde zusammengelaufen. So ein Stück Fleisch werden wir uns bei unserem ersten Halt gönnen. Doch als wir in Sigsig ankommen, ist da weit und breit kein Markt. Nach einigem Nachfragen, wo der Markt den sein könnte, haben wir aufgegeben. Das einzige, was wir in einem Laden gekauft haben, ist ein Plastikrohr, um unser Moskitonetz neu zu befestigen, da das alte gebrochen ist. Nicht gerade eine riesige Ausbeute… Da sich über uns schon dicke, schwarze Wolken zusammengebraut haben, sind wir weitergefahren, um unser Glück in den anderen Dörfern zu versuchen. Doch auch da war nichts los und wir haben auch keine leckeren „Spanferkel“ mehr gefunden. Etwas enttäuscht sind wir also wieder mal von unserem Sonntagsausflug zu unserem nächsten Übernachtungsplatz gefahren. Vor einem öffentlichen Bad konnten wir unseren Pepino auf einer Rasenfläche abstellen. Die gute Dame wollte von uns dafür 30$, was definitiv zu viel ist für einen Stellplatz mit WC. Pascal hat dann den Preis auf 20$ heruntergehandelt, was eigentlich immer noch viel zu viel ist, was wir aber schlussendlich akzeptiert haben.
Ruinen von Ingapirca und Nariz del Diablo
Für heute standen die in Ecuador am besten erhaltenen Ruinen von Ingapirca auf dem Programm, welche nur 30 Fahrminuten von unserem Übernachtungsplatz entfernt liegen. Nach einer kurvenreichen Strasse mit einigen von Erdrutschen verschütteten Stellen sind wir beim grossen Parkplatz angekommen. Die Dame beim Ticketschalter hat uns keines Blickes gewürdigt. Das ist schon mal etwas, was wir nicht mögen. Teilweise können sie dich minutenlang nicht beachten, auf ihren Handys herumtippen oder ihre Fingernägel begutachten, bis sie dich dann doch noch fragen, ob du was kaufen willst.
Als sie uns dann noch erklärt hat, dass wir eine Stunde auf einen Guide warten müssen, den wir gar nicht wollen, haben wir uns umgekehrt und sind unverrichteter Dinge wieder abgezogen. Wir brauchen keinen Guide, der uns durch irgendwelche Steinüberreste führt und uns die ganzen Jahreszahlen an den Kopf wirft, die wir in Peru schon gefühlte 1000 mal gehört haben.
So sind wir weitergefahren durch eine tolle Landschaft, die uns immer wieder an die Schweiz erinnert. Nur das wir hier auf 3000 M.ü.M. sind und die Bauern auch das steilste Gelände noch von Hand oder bestenfalls mit einem Ochsen bewirtschaften.
Der Nariz del Diablo ist eine steile Zugstrecke, die sich im Zick-Zack den Berg hinauf schlängelt. Da wir nicht so grosse Zugfans sind, wollten wir die Strecke von einem Aussichtspunkt begutachten. Doch auch da wurden wir etwas enttäuscht, denn von einer „Meisterleistung“ kann hier nicht die Rede sein. Wenn man bedenkt, wie in der Schweiz die Zuglinien über die Alpen oder aufs Jungfraujoch gebaut wurden, ist dieses Bauwerk eher bescheiden.
In Alausi sind wir wieder bei einem Hostel untergekommen, wo wir auf dem Parkplatz übernachten durften. Die beiden Hunde sehen zwar etwas angsteinflössend aus, sind aber eher kleine Teddybären, die den ganzen Tag in der Sonne oder im Schatten fletzen und schnarchen. So haben wir den sonnigen Nachmittag genutzt, um unsere weitere Route zu planen. Denn langsam kommen wir ins Zentrale Hochland, wo die Nationalparks und Vulkane unsere Highlights sind.
Vulkan Chimborazo 6310 M.ü.M.
Der Chimborazo, der höchste Berg des Landes ist auch der höchste Berg der Welt. Dies ist kein Scherz, denn misst man seine Höhe vom Erdmittelpunkt, ist er höher als der Mount Everest und ist auch der Berg, welcher der Sonne am nächsten ist. Aber nicht diese „Haarspalterei“ sondern einfach die Aussicht auf den Vulkan hat uns angezogen. Im Chimborazo Nationalpark leben auch viele Vicuñas, die wir zwar schon in Argentinien zu tausenden gesehen haben, die aber immer wieder entzückend sind. So fahren wir auf gut asphaltierter Strasse bis zu einer kleinen Gemeinde, die sich ein Zubrot mit dem Betrieb eines Hostels verdient. Der Betreiber hatte zwar nicht viel Zeit für uns, da er eine Reisegruppe erwartete, aber wir konnten unseren Pepino bei Ihnen auf den Parkplatz stellen und viel mehr brauchen wir ja nicht. So konnten wir den Nachmittag damit verbringen, unserer Nachbarin mit ihren Freundinnen beim Stricken vor Ihrer Choza (strohbedecktes Häuschen) zuzusehen. Die hatten es ziemlich lustig und haben immer wieder gekichert. Verstehen konnten wir nicht was so lustig war, denn sie haben in Quechua gesprochen. Am Abend haben sie dann ihre paar Schafe von der Weide geholt und sind irgendwo in ihren Hütten verschwunden. Es hat uns schon etwas erstaunt, dass wir trotz der Nähe zur nächsten Stadt noch auf so urtümlich lebende Menschen treffen. Anders als in Bolivien, wo die Menschen in solchen Gebieten eher scheu sind, winken die Ecuadorianer immer beim vorbeigehen und strahlen uns an. Hier scheinen wir nicht als Eindringlinge zu gelten, und werden eher neugierig begutachtet. Während sich die Nacht über uns senkt, lichtet sich der Nebel um den Vulkan und wir erhalten einen ersten Blick auf den Gipfel, der von hier aus gar nicht so hoch scheint. Wir befinden uns wieder auf 3800 M.ü.M. und deshalb wurde es auch kurz nach Sonnenuntergang wieder bitter kalt. Da wir morgen bei Sonnenaufgang aufstehen wollen, kriechen wir nach einem heissen Tee schon in unser Bettchen, wo wir unter den Decken schon bald wohlig warm einschlafen.
Leider war die Nacht für mich wegen Kopfschmerzen nicht ganz so erholsam und ich war froh endlich aufstehen zu dürfen. Wie immer, verschwinden die Kopfschmerzen nach dem ersten Kaffee und der Chimborazo hat sich in der Morgensonne wunderbar präsentiert. Kurz darauf sind wir bis zum Nationalpark-Eingang gefahren und haben uns vergewissert, dass wir bis zum Refugio 1 tatsächlich mit dem Auto fahren können. Pepino hat sich auf gutem Kiesweg ohne Probleme bis auf 4800 M.ü.M. hochgekurbelt. Oben angekommen, hiess es mit eigener Kraft das Refugio 2 bzw. die Lagune auf 5100 M.ü.M. zu erklimmen. Da ich am Morgen von der Höhe noch Kopfschmerzen hatte, war ich nicht sicher, ob ich es heute schaffen werde und wäre halt wieder umgekehrt, sobald diese wieder stärker würden. Doch mit jedem Schritt musste ich zwar mehr um Luft kämpfen, aber irgendwie ging es mir auch mit jedem Schritt besser. Der Vulkan hat sich zwischenzeitlich immer wieder in Nebel gehüllt, aber wir konnten auch einige lichte Momente erhaschen und waren dann auch nicht sonderlich enttäuscht, als die Lagune am höchsten begehbaren Punkt staubtrocken vor uns lag. Nach einem kurzen Abstieg zum Parkplatz fuhren wir in Richtung Salinas de Bolivar ab, um dort die bekannte Käserei (die auch von einer indigenen Gemeinde betrieben wird) zu besuchen und natürlich den leckeren Käse zu testen. Doch plötzlich rumpelt unser Pepino irgendwie komisch und weisser Rauch steigt aus dem Auspuff. Wir sind uns gewöhnt, dass wir in dieser Höhe eine dicke schwarze Wolke hinter uns herziehen, aber weisser Rauch war neu für uns. So haben wir immer wieder kurz angehalten, Motorhaube auf, Motorhaube zu, um dann ein paar Kilometer weiter, das Selbe zu tun. Zwar hat sich alles mit ein paar gefahrenen Kilometern wieder beruhigt, aber da wir inzwischen schon ziemlich müde waren hatten wir keine Lust mehr die 40 Kilometer über Schotterstrasse bis zum Käsedorf zu hüpfen. So haben wir wie so oft unseren Plan bei der Käserei vorbeizuschauen verworfen und sind auf gut asphaltierter Strasse bis nach Baños gefahren, um uns und Pepino zu schonen.
Baños – Vulkan Tungurahua 5023 M.ü.M.
Baños ist als Ort keine Reise wert, ausser man ist ein Adrenalin-Junkie und muss sich von jeder Brücke schmeissen. Wir aber hatten ein anderes Ziel weit oberhalb vom Ort. 7 Km sind wir eine sehr steile, aber zumindest asphaltierte Strasse hochgefahren, um zu unserem Übernachtungsplatz bei Rogelio zu gelangen. Dort konnten wir auf einem Rasenstreifen unseren Pepino abstellen und zum ersten mal einen kurzen Blick auf den vor uns liegenden Vulkan Tungurahua werfen. Doch es zog Nebel auf und gerade als wir unsere Spaghetti im Kochtopf hatten, fing es an zu regnen. So gingen wir bepackt mit unserem Abendessen zu Rogelios Haus, was irgendwie auch ein Restaurant ist, und konnten im Trockenen kochen und essen. Das Haus wurde vor einem Jahr von einem Erdbeben ziemlich in Mitleidenschaft gezogen und hängt jetzt auf einer Seite um die 20 Zentimeter herunter. Es ist ein ziemlich komisches Gefühl in einem Haus aufwärts zu gehen… Aber Rogelio scheint dies nicht zu bekümmern, denn er baut im Moment einen 2. Stock darauf. Der Vulkan, welcher nur 8 Km Luftlinie vor uns trohnt, ist immer noch aktiv. Teilweise steigt nur Rauch auf oder er spuckt ein paar Felsbrocken aus, die dann runter ins Tal kullern. Bei einem Lava Ausbruch hätten die Menschen im Tal nur 6 Minuten Zeit sich in Sicherheit zu bringen. Wir sind froh, dass er im Moment zu schlafen scheint…
Beim Frühstück war der Blick auf den Vulkan leider immer noch nicht frei und dicke Nebelschwaden zogen an uns vorüber. Doch so leicht geben wir uns nicht geschlagen. Beim 2. Kaffee schien bereits die Sonne und verdrängte die Nebelschwaden immer mehr. Bei einem kurzen Spaziergang hoch auf den Hügel war der Gipfel sogar teilweise ganz frei. Nun hiess es aber auch noch die installierte „Todesschaukel“ auf Rogelios Grundstück auszuprobieren. Dies ist eine Schaukel, bei der man über dem Abgrund schwebt. Nach anfänglichem Zögern wurden wir immer mutiger und am Schluss konnten wir sogar beim Schaukeln die Aussicht auf den Vulkan geniessen.
Bei einem langen „Schwätzchen“ auf einer Aussichtsbank über Gott und die Welt mit Rogelio wurde es langsam Abend und der Nebel zog wieder durch das Tal. So wurde es uns auf unseren Campingstühlen schon bald zu ungemütlich und wir zogen uns wieder ins geschützte, wenn auch schiefe Haus zurück.
Ruta de las Cascadas nach Puyo
Am nächsten Morgen haben wir uns wieder bei Nebel von Rogelio verabschiedet und mussten eine Taxifahrt für seine Frau ins Dorf leider ausschlagen, da unser Auto inzwischen bis unters Dach gefüllt ist. Obwohl wir eigentlich nichts einkaufen:)
Von Baños auf 1800 M.ü.M. fuhren wir eine eindrückliche Strasse den Fluss entlang bis nach Puyo auf 950 M.ü.M. Mehr als ein Dutzend Wasserfälle rauschen auf dieser Strecke ins Tal. Beim Pailon del Diablo Wasserfall konnten wir bei einem Spaziergang runter in den Talgrund den eindruckvollsten Wasserfall begutachten. Man kann sogar durch einen winzigen Höhlengang bis ganz nahe an das reissende Wasser kriechen und wir haben uns natürlich da durchgezwängt. Man könnte sogar noch hinter den Wasserfall gelangen, als wir jedoch die Rückkehrer von diesem „Durchgang“ sahen, haben wir uns dagegen entschieden, da alle klitschnass waren. Nicht nur die Wasserfälle sind in diesem Tal eine Augenweide, auch der immer dichter werdende Dschungel ist einfach traumhaft.
Im Dörfchen Shell vor Puyo konnten wir uns auf einer hübschen Anlage bei Pedro und Patricia für die Nacht einrichten. Kaum angekommen, zieht ein angsteinflössendes Gewitter auf. Es hat wie aus Eimern geschüttet und hörte einfach nicht mehr auf. Wir sind 4 Stunden unter einem Dach gestanden, bevor wir durch grosse Wasserlachen wieder zu unserem Auto gehen konnten, um unser Nachtessen herauszuholen. Als wir da so unter dem Dach sitzen, krabbelt plötzlich eine riesige Spinne im Eiltempo zu uns ins Trockene. Pascal fragt den Sohn, der bei uns unter dem Dach sitzt, ob dieses Exemplar gefährlich sei und der nickt nur und bedeutet Pascal diese zu zertreten. Naja, das haben wir dann schön sein lassen und haben einfach mit Argusaugen beobachtet, wohin sie krabbelt. Unser Abendessen konnten wir dann in der riesigen Küche zubereiten, aber auch da hatten wir tierischen, wenn auch harmlosen, Besuch. Die Hauskatze war eine ganz hinterhältige und wir mussten Schinken, Zwiebeln und sogar das leere Geschirr immer wieder vor ihr in Sicherheit bringen. Schlussendlich sind wir mit vollen Bäuchen ins Auto gekrochen und haben eine erstaunlich ruhige Nacht verbracht.
Nach dem obligaten Kaffeetrinken wurde es bereits wieder schwül heiss und auch die erfrischende Dusche konnte keine Abhilfe schaffen. So sind wir losgezogen zu einem weiteren Wasserfall, welcher etwas Abseits der Strasse liegt. Nach einer kleinen Wanderung kommen wir an einem Prachtsexemplar von einem Dschungelwasserfall an. Leider waren wir nicht ganz alleine und da es Sonntag war, haben sich viele Einheimische im kühlen Nass erfrischt.
Dschungelroute bis Macas
Wir lieben die unglaubliche Wildnis rund um uns und fahren bei strahlendem Sonnenschein durch die kurvigen, asphaltierten Strassen. Wenn da nur nicht immer wieder diese blöden Geschwindigkeitsbremsen wären. Bei jedem Dörfchen, bei jeder gottverlassenen Holzhütte oder auch vor und nach Kurven, haben diese Vollpfosten einen nervtötenden Wellblech Belag eingebaut, so dass wir selbst bei 20 Km/h noch durchgeschüttelt wurden und jede einzelne Schraube an Pepino vibriert hat. Am späten Nachmittag sind wir müde von diesem Gerüttel in Macas angekommen und konnten auf dem Parkplatz einer Hosteria für die Nacht bleiben. Es hat sogar einen Swimmingpool, welchen wir aber nicht benützt haben. Das gute war, die Hosteria betreibt auch ein Restaurant und der Besitzer hat uns versichert, dass es um 18 Uhr öffnet. So sind wir zu gegebener Stunde guten Mutes und inzwischen mit einem Bärenhunger zum Restaurant geschlendert, nur um zu erfahren, dass am Wochenende die Köchin nicht da sei. Etwas beschämt wollte er uns dann einen Jugo (Saft) anbieten, denn das könne er auch „kochen“. Darauf hatten wir jetzt aber keine Lust und wir mussten im Dunkeln ein Restaurant suchen. Da wir etwas ausserhalb der Stadt waren, kein leichtes Unterfangen. Doch irgendwann haben wir eine Polleria (Hühnchen-Restaurant) gefunden. Da wir schon lange kein Fleisch mehr hatten, genau das Richtige. So haben wir beide ein halbes Huhn mit Yucca bestellt. Leider war beides staubtrocken, aber geschmeckt hat es trotzdem.
Parque Nacional Sangay
Der Vulkan Sangay (5230 M.ü.M.) ist einer der aktivsten Vulkane der Erde und speit ständig Asche, Felsen und Rauch. Die Strasse von Macas führt durch den gleichnamigen Nationalpark bis nach Riobamba und wir erhofften uns natürlich einen Blick auf den Vulkan. Da sich der Nationalpark von 1000 M.ü.M. bis auf über 5000 M.ü.M. erstreckt, umfasst er von Regenwald bis zu eisbedeckten Gipfeln innerhalb von nur 150 Km. Unglaublich diese Vielfalt in so kurzen Distanzen. So sind wir lange durch dichten Urwald gefahren und die Regenmassen der Vortage scheinen auch hier so ihre Spuren hinterlassen zu haben. Immer wieder war ein Teil der Strasse abgerutscht bzw. einfach weg. Die steilen Hänge sind trotz des dichten Bewuchs scheinbar nicht so stabil und Erdrutsche gehören hier zur Tagesordnung. Nachdem wir ein Stück durch den Nebel gefahren sind, kommen wir plötzlich in ein Gebiet, dass wieder eher an unsere Voralpen erinnert. Leider sind die verstreuten Lagunen durch den Nebel nicht so schön sichtbar und die Hoffnung, von hier aus den Vulkan zu sehen, wurde durch dicke Wolken zerstört. Nach einer kurzen Mittagspause am Strassenrand und immer wieder bangen Blicken in den Himmel, haben wir unser Unterfangen den Sangay zu sehen begraben. Nun ja, es warten ja noch weitere Vulkane auf uns und vielleicht haben wir da mehr Glück.
Nach weiteren 80 Km bergab sind wir in Riobamba angekommen und haben in einem hübschen Hostel wieder mal ein Zimmer genommen. Die Stadt scheint total ausgestorben zu sein und sämtliche Rollläden sind heruntergelassen. Wir haben versucht eine Tienda (Shop) zu finden und blieben auch da vorerst glücklos. Was ist wohl los in dieser Stadt? Irgendwann haben wir doch noch eine kleine Tienda gefunden und konnten das Nötigste einkaufen. Inzwischen war wieder strahlender Sonnenschein und wir konnten den schneebedeckten Gipfel des Chimborazo über den Dächern der Stadt erspähen.
Quilotoa Loop
Nach einer heissen Dusche im Hotel ging es zum bekannten Quilotoa Loop, welcher von der Panamericana abzweigt und durch urtümliche Dörfer führt. Unser Ziel war die Krater Lagune Quilotoa, wo wir auch einen von einheimischen geführten Campingplatz ansteuerten. Inzwischen war wieder dicker Nebel aufgezogen und während des Nachtessens hat es auch noch angefangen zu regnen. So sind wir vor dem Nass in unseren warmen Pepino geflüchtet und hofften auf besseres Wetter am nächsten Tag. Am Morgen konnte man tatsächlich ein paar Sonnenstrahlen erhaschen, doch als wir uns auf die Krater Wanderung um den See aufmachten, zogen bereits wieder Nebelschwaden an uns vorbei. Wir liessen uns aber davon nicht abhalten und sind losmarschiert. Die Aussicht auf den Kratersee vom höchsten Aussichtspunkt 400 Meter über dem See, war trotzt fehlender Sonneneinstrahlung eindrücklich. Fragt man die Einheimischen, wie tief der See ist, sagen sie er hätte keinen Grund. In Wahrheit ist er 250 Meter tief. Die Umrundung war überraschenderweise ziemlich anstrengend und teilweise auch etwas kritisch (zumindest für Höhenangst Geplagte), aber das sind wir uns inzwischen ja gewöhnt… Kurz vor einem kleinen Dorf, kommt ein kleiner Junge hinter uns her gerannt und fragt uns nach Essen, da seine Mutter im Spital ist. Wie immer packt mich da mein Gewissen, obwohl ich weiss, dass dies oftmals nur eine Masche ist, um Geld zu bekommen. So haben wir ihm unsere von der Mittagspause übrig gebliebenen Kekspackungen überlassen. Er schien damit zwar nicht gerade glücklich, aber Geld geben wir nicht. Nach 5 Stunden sind wir bei leichtem Nieselregen wieder beim Ausgangspunkt angekommen und wärmten uns an einer heissen Suppe, bevor wir wieder müde ins Bett gekrochen sind.
Parque Nacional Cotopaxi
Bevor wir in den Nationalpark fahren, wollten wir uns noch eine heisse Dusche gönnen, weshalb wir kurz vor dem Park nochmal übernachtet haben. Das Wetter scheint uns nicht hold zu sein, und so waren wir froh, in einem kleinen überdachten Raum im Trockenen zu sitzen. Am nächsten Morgen sind wir frisch geduscht in den Nationalpark aufgebrochen. Der dicke Nebel und Nieselregen haben natürlich die Sicht auf den symmetrischen Kegel verhindert, obwohl dieser vor unseren Füssen lag. So sind wir zu einer kleinen Lagune gefahren und haben diese bei einer kleinen Regenpause zu Fuss umrundet. Winzig kleine Hasen haben uns auf dem Weg begleitet und waren nebst den vielen Vögeln rund um den See ein kleines Highlight. Danach sind wir zum kostenlosen Campingplatz gefahren, um unser Glück am nächsten Tag zu versuchen.
Kurz bevor wir in unser Bettchen kriechen wollen, sehe ich im Dunkeln 5 Autos in rasantem Tempo auf uns zusteuern. Wer kann das um diese Uhrzeit noch sein? Als die Autos auf den Parkplatz einbiegen, sehe ich, dass es wohl die Polizei sein muss. Und kurz darauf waren wir von ca. 14 mit Helm und Stirnlampen bewaffneten Polizisten umzingelt, die sich genau am Picknick Tisch hinter unserem Auto breit machten. Der Überfall entpuppte sich als eine Gruppe von Polizisten, die um 1 Uhr nachts aufbrechen wollen, um den Vulkan Cotopaxi (5897 M.ü.M.) zu besteigen. So mussten wir noch etwas in der Kälte ausharren, bis sich diese Truppe noch ein paar Stunden Schlaf gegönnt haben. Aber so sicher, umzingelt von einer Schar Polizisten, haben wir wahrscheinlich noch nie geschlafen.
Da die Chance einen Blick auf den majestätischen Cotopaxi zu erhaschen, früh morgens am besten ist, sind wir bereits bei Sonnenaufgang aus den Federn gekrochen. Und tatsächlich konnten wir bis auf die oberste Spitze den ganzen Vulkan direkt vor unseren Füssen sehen. Obwohl der Himmel bedeckt war und auch bereits wieder ein paar Nebelfetzen aufzogen, genossen wir trotz frühmorgendlicher Kälte unseren Kaffee mit diesem Ausblick. Wer kann schon sagen, dass er im Pyjama vor einem Vulkan Kaffee getrunken hat…. Doch schon bald war das Spektakel vorbei und der Cotopaxi hat sich wieder in Nebel gehüllt. So haben wir das Unterfangen noch bis zum Refugio auf 4800 M.ü.M. hochzufahren und die nahen Gletscher zu bestaunen begraben. Nebel und Schneefall ohne Aussicht, dass kriegen wir auch in der Schweiz. So sind wir bereits am Vormittag nach Quito aufgebrochen.
Der Irrgarten Quito
Quito ist die Hauptstadt und die zweit grösste Stadt von Ecuador. So sind wir, wie immer bei grossen Städten, mit gemischten Gefühlen in das Chaos gestartet. Doch erstaunlicherweise sind wir gut auf einem winzigen Campingplatz, also eher ein Parkplatz vor einem Hostel, im Herzen von Quito angekommen. Der vor 15 Jahren ausgewanderte 87-jährige Gerd aus Deutschland hat uns herzlich bei sich begrüsst. Auch wenn seine Anweisungen, wie wir das Auto parkieren sollen, etwas verwirrend waren. Hier haben wir auch Marco Piatti getroffen, ein Auswanderer aus Hinwil, den Pascal noch von seinen Kunstturner Jahren her kannte. Wie klein doch die Welt ist… Obwohl es hier in Ecuador nicht unüblich ist auf Schweizer zu treffen, da es viele wegen dem ähnlichen Klima hierhin lockt. Nicht umsonst nennt man Ecuador die Schweiz von Südamerika.
Heute wollten wir endlich wieder mal ein Steakhouse besuchen, um unsere Fleischgelüste zu stillen. Da Quito nachts nicht ganz so sicher ist, sind wir der Empfehlung von Gerd für ein Fleischlokal gleich ein paar Strassen weiter gerne gefolgt. Freudig und mit einem Bärenhunger sind wir also zum genannten Lokal losmarschiert. Doch enttäuscht mussten wir feststellen, dass es heute geschlossen ist. Nun gut, dann gehen wir halt zum Chinesen. Am nächsten Tag versuchten wir es nochmals und wieder stehen wir vor verschlossenen Türen. Na gut, dann gehen wir halt zum Italiener. Doch als es auch am dritten Abend verweist vor uns stand, waren wir langsam etwas „rumpelsurrig“. Das gibt es doch nicht. Also gingen wir nochmals zu einem Chinesen, wo wir einen Hot Pot bestellt haben. Über 20 Schälchen mit lauter Leckereien, welche wir genussvoll in der Bouillon gekocht haben. Mit dicken Bäuchen und etwas besserer Laune gingen wir schlafen. Am letzten Tag haben wir es Nachmittags nochmals beim Steakhouse versucht. Und tatsächlich konnten wir ein tolles Lomo Fino verspeisen. Als wir mit glänzenden Augen vor unserem Filet sitzen, kommt ein Harfenspieler zur Tür hinein und fängt an auf seinen Saiten zu zupfen. Wir konnten keine Melodie erkennen, unsere Ohren haben rebelliert und wir haben uns darauf geeinigt, dass dies wohl „Free Jazz“ sein soll. Als er dann natürlich ein paar Münzen von uns wollte, meinte Pascal nur „Necesita practicar un poco“ (du musst noch ein bisschen üben) und schüttelte den Kopf. So zog der Harfen-Vergewaltiger mit gesenktem Kopf von dannen und das Restaurant Personal hat sich köstlich amüsiert.
Sonntage sind ja als Berufstätiger ganz angenehm. Als Reisender sind sie ein Graus. Da wir oft gar nicht wissen, welcher Tag gerade ist, stehen wir dann vor verschlossenen Türen oder müssen warten, bis irgendwo eine Tienda öffnet. Natürlich ist das Jammern auf sehr hohem Niveau, aber manchmal und gerade wenn man hungrig ist, kann das schon etwas anstrengend sein. Dies haben wir beim Steakhouse wieder mal erfahren. Die Ecuadorianer essen Mittags und nicht Abends und am Wochenende scheinen sie nicht im Restaurant zu essen.
Am Sonntag sind wir in die Altstadt von Quito spaziert, haben die berühmte Flaniermeile La Ronda besucht und sind auf den hohen Turm der Basilica del Voto Nacional geklettert. Die Aussicht vom Turm war zwar fantastisch, aber es führte wohl die steilste Treppe der Welt nach oben. Als sich der Besucherstrom beim Abstieg auf der wackligen Leiter ausserhalb des Turms staute, musste ich kurz ein paar Touristen in die Schranken weisen. Denn wir konnten weder vorwärts noch rückwärts und mein Vertrauen in diese schwindelerregende Leiter hoch über den Dächern war doch etwas begrenzt. Danach sind wir noch mit der Seilbahn zum Cruz Loma auf den Vulkan Pichincha (4100 M.ü.M.) gefahren und haben die Aussicht auf die Stadt genossen.
Unsere Einkaufsliste für Quito war lang. So haben wir uns aufgemacht ein grosses Shoppingcenter zu stürmen, um die in die Brüche gegangenen Sachen wieder zu ersetzen. Wie erwartet, haben wir ausser ein Paar neue Hosen für Pascal nichts gefunden. Da Pascal in den letzten Monaten sehr abgenommen hat, flattern seine Hosen nur noch so an ihm herunter. Er könnte gerade so gut einen Juttensack umbinden. Nicht dass ihr jetzt auf böse Gedanken kommt, so schlecht kochen wir nicht… So konnte wenigstens Pasci eine Hose ergattern, in die er nur einmal reinpasst. Das gute daran, dass ich wohl nicht so viele Pfunde verloren habe ist, dass ich mir das Geld für neue Hosen sparen konnte. Soll ja auch ein Vorteil haben:)
Nach 5 Nächten hatten wir genug von der Stadt und sind nach dem obligaten Einkauf für Lebensmittel aus dem Stadtgetümmel geflohen.
Die falsche Mitte
Nach dem Ende der Welt in Ushuaia wollten wir natürlich auch den Mittelpunkt der Welt besuchen. Dieser ist als Touristenattraktion ein paar Kilometer nach Quito auch gut ausgeschildert. Leider wurden wir von diesem Monument etwas enttäuscht. Erstens führt die Äquator-Linie nicht exakt durch das Monument (da hat sich wohl einer verrechnet) und das ganze Areal ist mehr ein Disneyland mit unzähligen Souvenir Shops. Einzig eine kurze Kakao Tour mit anschliessender Degustation war noch einigermassen lehrreich. So sind wir von dannen gezogen und versuchen unser Glück beim nächsten Äquator Monument. Davon gibt es hier so einige…
Mindo – das Schmetterling-Paradies im Nebelwald
Das nur 70 Km entfernte Mindo hat uns wegen der wärmeren Temperaturen angezogen. Es ist unglaublich, wie sich die Vegetation hier schlagartig ändert. Nur über einen kleinen Pass und man ist bereits mitten im Dschungel. Bei einem französischen Auswanderer haben wir endlich wieder einen Campingplatz gefunden, der seinen Namen verdient. Hier war alles vorhanden. Umgeben von einem paradiesischen Garten fanden wir hier eine warme Dusche, Strom, Wasser und für jeden Stellplatz einen kleinen Unterstand. Natürlich haben wir hier den Schmetterling-Park besucht und haben die wunderschönen Spezies von nahem betrachten können. Vor allem die Riesenschmetterlinge haben uns fasziniert. Bei geschlossenen Flügeln erkennt man sie kaum auf den Bäumen und wenn sie die Flügel öffnen, leuchten diese in einem wunderschönen blau. Aber auch die Glasflügelfalter, mit ihren durchsichtigen Flügeln, sind erstaunlich. So sind wir über eine Stunde in diesem Gehege zwischen all diesen flatternden Schönheiten gestanden. Wie hier im Nebelwald üblich, hat es nachmittags geregnet und wir haben uns auf den schützenden Campingplatz zurückgezogen. Leider war das Wetter am nächsten Tag so regnerisch, dass wir entschieden haben, weiterzufahren.
Unerwartete Einladung & die richtige Mitte
In Cayambe gibt es ein „echtes“ Äquator-Monument und gleich daneben baut sich eine ecuadorianische Familie einen Campingplatz auf. Kaum angekommen, wurden wir von der Hausherrin zum Abendessen eingeladen und von Fernando durch ihr Projekt geführt. Eine Familie mit „Pfiff“, die gerne ausländische Gäste empfängt. Es arbeiteten auch ein Belgier und ein Franzose für einen Monat mit, um das Projekt der Familie zu unterstützen. So kam es, dass wir am Abend mit 10 Erwachsenen und 4 Kindern in einem winzigen Raum sitzen und über die Unterschiede des Lebens in Europa und Ecuador plaudern. Natürlich habe ich die Köchin Lady gefragt, ob ich helfen kann und schon stehe ich mit ihr in der Küche und schäle Kartoffeln. Zwar habe ich mich mit dem riesigen Messer und den winzigen Kartoffeln ziemlich blöd angestellt, aber Lady meinte nur, dass sei nicht wichtig, sie finde es schön mit mir zu plaudern. Zum Glück konnte sie auch ein wenig englisch, denn mein spanisch reicht nicht über ein paar Floskeln hinaus. Das Schweinefleisch, welches stundenlang in einer Knoblauch Brühe gekocht wurde, schmeckte toll und so sind wir mit vollen Bäuchen und für unsere Verhältnisse spät ins Bett gekrochen.
Natürlich wurden wir auch gleich noch zum Frühstück eingeladen. Es gab pürierte Kochbanane mit einer Art Reibkäse. Ein deftiges Frühstück, welches uns den ganzen Tag im Magen lag. Danach haben wir uns von der Familie verabschiedet und sind Richtung Otavalo abgefahren.
Lagune im Nebel & die ecuadorianische Vivienne Westwood
Unser Ziel, die Lagunas Mojanda, liegt ca. 20 Km von Otavalo entfernt. So rattern wir die Kopfstein gepflasterte Strasse hoch bis zu den Lagunen. Da es wieder mal neblig war, haben wir uns gegen eine Wanderung und nur für einen kurzen Spaziergang entschieden. Die Aussicht war einfach nicht so verlockend. Danach sind wir zum Rose Cottage gefahren, wo man auch campieren kann. Die Besitzerin hat uns herzlich empfangen und wir mussten uns bei der Begrüssung ein Lachen verkneifen. Mit ihren roten Haaren, die wirr von ihrem Kopf standen, und ihren rot tätowierten Augenbrauen sah sie aus wie Vivienne Westwood. Oder doch eher wie eine Hexe in deinen schlimmsten Albträumen? Das Anwesen war aber so hübsch, dass wir uns hier für eine Nacht auf dem Parkplatz einquartierten. Wie so oft, haben bereits am Morgen einige Arbeiter rund um uns angefangen zu hämmern und schleifen. Das sind wir uns inzwischen gewohnt und es scheint, die Ecuadorianer sind immer am „werkeln“. Doch als die Funken von der Trennscheibe dieses Vollpfostens auf Pascals liebevoll gestrichenes Brötchen flogen, war es dann doch des Guten zu viel und der verdatterte Arbeiter musste ein paar Flüche einstecken…
Vulkan Cayambe 5790 M.ü.M.
Der Vulkan Cayambe ist der dritthöchste Gipfel in Ecuador. Eine Kopfstein gepflasterte Strasse führt die 20 Km bis zu einem Refugio. Der Ranger beim Parkeingang warnte uns noch, dass die letzten 3 Km „bastante fea“ (ziemlich hässlich) seien. Wir waren uns deshalb und wegen der dicken schwarzen Wolken am Himmel nicht ganz sicher, ob wir es bis oben schaffen werden. Doch wir wollten es versuchen. Nach fast 2 Stunden Fahrt wurde die löchrige Kopfsteinstrasse zu einem Kiesweg und danach zu einem besseren Bachbett. Wir holperten die steile Strasse bergauf und mussten uns in Acht nehmen, unsere Oelwanne nicht aufzureissen. Da unser GPS 2.5 Km vor dem Refugio anzeigte, dass hier die Strasse zu Ende sei, nahmen wir diese letzte Strecke aus eigener Kraft in Angriff. Unseren Pepino wollten wir hier oben nicht ruinieren. Wie sich herausstellte, ein absolut richtiger Entscheid, denn was wir hier oben sahen, wäre ein Desaster gewesen. Nur mit gut Glück hätten wir die Strecke geschafft und nur ein einziger Fehler und wir wären in einem Loch stecken geblieben. In diesen Löchern hätte man einen Kleinwagen komplett versenken können….
Nach dem Fussmarsch zum Refugio haben wir die kleine Kletterpartie auf die Felsen auf uns genommen und wurden tatsächlich mit einem freien Blick auf den Gipfel des eisbedeckten Cayambe belohnt. Nur schon die Gletscher, die zu unseren Füssen lagen, waren die Anstrengung wert. Da wir heute noch bis zur bei Reisenden bekannten Finca Sommerwind wollten, sind wir nach diesem eindrücklichen Anblick umgekehrt. Wir mussten ja die ganze Strecke wieder zurückfahren und wollten noch vor Sonnenuntergang bei der Finca ankommen.
Oase bei Reisenden – Finca Sommerwind
Die Finca Sommerwind liegt in der Nähe der Stadt Ibarra idyllisch gelegen an einer Lagune. Ein echter Campingplatz wie wir uns das vorstellen. So ist es auch nicht erstaunlich, dass wir hier wieder einige unserer Weggefährten angetroffen haben. Auf dem langen Weg nach Norden wurden wir immer wieder darauf hingewiesen, dass man hier verbleiben soll. So haben wir uns eingerichtet, um die in der Nähe liegenden Attraktionen von hier aus zu besichtigen. Einzig die lästigen Mücken, die Tag und Nacht um unseren Kopf schwirren, sind etwas störend. Aber wenigstens sind die Temperaturen hier angenehm und durch ein besonderes Klima regnet es hier nur selten.
Die Lagune Cuycocha liegt auf 3100 M.ü.M. und wurde so benannt, da die Einheimischen die beiden Inseln im Kratersee als Rücken zweier Meerschweinchen betrachten. Sie liegt nur einige Kilometer von unserem Stellplatz entfernt und wir haben uns eines sonnigen Morgens aufgemacht, diese zu besichtigen. Nach einer kurzen Wanderung am Kraterrand im strahlenden Sonnenschein zogen Nebelschwaden auf und wir sind Richtung Intag-Tal aufgebrochen. Das Tal erlangte Berühmtheit, da sich die Landbevölkerung seit den 90-Jahren und bis 2014 mit gewalttätigen Protestaktionen gegen die Ausbeutung durch den industriellen Kupferbergbau gewehrt hat. Die Strecke führt durch dichten Nebelwald runter ins Tal. Der Nebelwald machte seinem Namen alle Ehre und die gigantischen Urwaldriesen wurden durch den Nebel zu einer mystischen Erscheinung. Auf dem Rückweg sehen wir im Nebel plötzlich eine riesige schwarze Spinne unseren Weg kreuzen. Eine Vogelspinne oder doch eine Tarantel?!? So schnell diese vor uns auf die Strasse gekrabbelt ist, so schnell ist sie im dichten Busch auch schon wieder verschwunden. Wahnsinn, ein so grosses, grauenerregendes Krabbeltier habe ich noch nie gesehen und ich war für ein paar Sekunden tatsächlich sprachlos (was ja eher eine Seltenheit ist).
Den berühmten Samstagsmarkt in Otavalo haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Nachdem wir unseren Pepino im sicheren Parqueadero abgestellt hatten, schlenderten wir zum Tiermarkt. Der Anblick der in winzigen Käfigen ausgestellten „Ware“ ist sicherlich nichts für den Tierschutzverein. Hier gibt es von Hühnern, Küken, Enten, Katzen, Hasen, Meerschweinchen, Hunden, Schweinen etc. alles im Angebot. In der Innenstadt sind dann die üblichen Marktstände anzutreffen. Wir haben so viel eingekauft, dass wir sogar eine neue Tasche kaufen mussten, um die Sachen zu verstauen. Das feilschen um einen guten Preis konnten wir ja schon einige Male üben und so ergatterten wir tatsächlich ein paar Schnäppchen. Einkaufen macht hungrig und so haben wir uns in einem kleinen Restaurant mit Huhn und Reis (Standard-Menu in Ecuador) für ein paar Dollar verpflegt.
Advent, Advent und keinen interessiert es… Die Adventsstimmung hält sich bei uns in Grenzen. Kein Wunder: Kein Schnee, keine Weihnachtsdekoration und für dieses Jahr auch kein Geschenke Marathon. Wir sitzen hier zwischen Palmen, Lagunen und Früchten und vermissen einzig schmerzlich die feinen Weihnachtsguetzli unserer Mütter. So fand ich die Weihnachtsmusik im Supermarkt ziemlich fehl am Platz, habe mich aber darüber so sehr gefreut bzw. amüsiert, dass ich tanzend und singend durch die Regale gehüpft bin. Pasci hüpft eigentlich nur, wenn er mal wieder dringend muss. Dies geschieht meistens an den unmöglichsten Orten wie im Supermarkt oder dort, wo wir unmöglich anhalten können. z.B. im Stau in der Stadt oder dort, wo es einfach keine Büsche gibt, wo man sich erleichtern kann.
Kurz vor unserer Abreise sind unsere Bekannten aus Glattbrugg auf der Finca eingetroffen und haben uns erschöpft von ihrem Grenzübertritt von Kolumbien nach Ecuador erzählt. Ganze 7 Stunden haben sie wegen eines Stromausfalls für die Grenze benötigt. Das kann ja heiter werden… Wir haben es genossen, bei einem Gläschen Schweizer Schnaps mit ihnen Erfahrungen über Ecuador bzw. Kolumbien auszutauschen und haben an unserem letzten Abend auf der Finca noch zusammen grilliert. Dann hiess es wieder mal Abschied nehmen und wir sind guten Mutes Richtung Tulcan losgefahren.
Unerwartet in Kolumbien gelandet
Da wir ja nie früh losfahren war das Städtchen Tulcan kurz vor der Grenze unser Ziel, damit wir am nächsten Tag bereits am Morgen den Grenzübertritt in Angriff nehmen können. Doch wieder mal kam alles anders als gedacht. Erst um kurz vor 15 Uhr sind wir im Städtchen angekommen und konnten beim besten Willen keinen geeigneten und sicheren Übernachtungsplatz finden. So haben wir kurzerhand entschlossen, den bekannten Friedhof mit seinen liebevoll zu mystischen Figuren gestutzten Zypressen nicht zu besichtigen und sind stattdessen trotz fortgeschrittener Stunde zur Grenze gefahren.
Wie immer an der Grenze ist alles ziemlich unübersichtlich und an jedem Schalter muss man mit langen Wartezeiten rechnen. Doch nach ca. 2 Stunden hatten wir alle Stempel im Pass und auch Pepino ist ordnungsgemäss aus Ecuador ausgereist bzw. in Kolumbien eingereist. Für die Einreise von Pepino mussten wir am Kiosk noch eine Kopie unserer Ausreisestempel im Pass anfertigen lassen und von unserer Motorennummer wurde mit einem Klebeband ein Abdruck genommen. Ansonsten gab es keine Kontrollen und Früchte und Fleisch blieben für einmal in unserem Besitz.
Für Kolumbien ist eine Fahrzeugversicherung obligatorisch und man kann diese an einem der vielen kleinen Hütten am Strassenrand abschliessen. Der erste „Versicherungsagent“ hat zwar unsere Daten im Computer eingegeben, doch wie nicht anders zu erwarten, war der Drucker defekt. Also haben wir den nächsten „Agenten“ angesteuert, der das Formular innert Minuten aushändigen konnte. Nach gut 2.5 Stunden sind wir also unerwartet in Kolumbien gelandet und konnten noch vor Sonnenuntergang unseren geplanten Stellplatz bei der Seilbahn in Las Lajas ansteuern.
Wir sind gespannt, was wir in Kolumbien alles erleben werden!
Bis bald
Jeannette & Pascal