Campo Grande – das Tor in den Pantanal
In Campo Grande haben wir einen Campingplatz, welcher uns „Rösli“ (unser GPS) angegeben hat, angesteuert. Da Campo Grande eine grössere Stadt ist, haben wir uns schon ein bisschen gewundert, als wir über Dreckstrassen und an verfallenen Hütten vorbeifuhren.
Doch plötzlich kommt ein Schild mit dem angeblichen Camping „Helio“. Das sieht schon mal gut aus. Doch als wir durch das Tor fuhren, kommt uns ein etwas verwunderter Brasilianer entgegen. Dies sei kein Campingplatz, sondern ein Fussballplatz, aber wenn wir wollen, können wir hier campen und auch gleich mit ihnen Mittagessen. Eine Toilette hatten sie und da wir nicht ewig suchen wollten, haben wir zugestimmt.
Bonito – Eine Stadt die ihren Namen verdient
Am nächsten Morgen sind wir Richtung Bonito aufgebrochen. Eine tolle Strecke durchs Gaucholand. Plötzlich steigt Pascal in die Bremsen. Irgendwo im Strassengraben hat er einen Ameisenbären gesichtet. Sofort wurde die Verfolgung, bewaffnet mit der Fotokamera, aufgenommen. Selbst ein Zaun hat Pasci nicht mehr zurückgehalten. Dabei hat er sich sogar noch eine kleine Zerrung im Oberschenkel eingefangen. Aber er hat sein Lieblingstier gut erwischt und wir konnten den Ameisenbär beobachten, bis er sich trottend irgendwo im Wald verkrochen hat.
In Bonito haben wir uns ein Zimmer im Hi Hostel genommen. Dort konnten wir auch gleich 2 Touren buchen, die wir vorher schon im Auge hatten. Am nächsten Morgen ging es los zur Schnorcheltour im Rio Sucuri. Dies ist ein glasklarer Fluss, indem man sich hinabtreiben lassen kann. Mit Neoprenanzug, Taucherbrille und Schnorchel musste jeder zuerst im Pool plantschen, um das Material zu testen. Dann ging es mit einem Pick-up zum Fluss. Auf dem kurzen Fussweg bis zum Fluss haben wir die erste Baumschlange gesehen. Diese habe ich dann einfach innerlich verdrängt, genauso wie dass es hier Anakondas (Sucuri heisst Anakonda) gibt. So konnten wir fast eine Stunde lang in dem glasklaren Wasser treiben und Fische beobachten. Ein wunderschönes Erlebnis inmitten der Natur. Nur als wir beim Ausstieg auf unseren Transport warten mussten, wurden wir natürlich durch die nassen Kleider wieder von Mücken attackiert.
Für den nächsten Tag hatten wir eine Höhlentour in der „Gruta Lago Azul“ gebucht. Mitten im Dschungel geht eine steile Treppe in eine Höhle mit einem stahlblauen See. Natürlich wurden wieder viele Fotos geschossen und dann ging es wieder die Steile Treppe hinauf. Schweissgebadet sind wir zurück nach Bonito gefahren, wo wir den Nachmittag im Balneario Municipal verbracht haben. Auch dort konnte man wieder im Fluss schnorcheln und mit den grossen Fischen baden, aber das Wasser war nicht mehr ganz so klar.
Fazenda Santa Clara – Pantanal
In Miranda haben wir nochmals in einem Motel übernachtet, bevor es ab in den wirklichen Pantanal ging. Auf der Fazenda Santa Clara haben wir den perfekten Ort mitten im Pantanal gefunden. Eine immer noch funktionierende Fazenda mit Schafen, Kühen, Schweinen, Gänsen etc. Und alles ist wild durcheinander auf dem Areal herumgelaufen. So haben uns jeweils 3 schnatternde Gänse, ein paar Schweine und unzählige farbige Vögel begrüsst, wenn wir morgens aus dem Zimmer kamen. Die beiden Frösche bei uns im Bad haben wir als unsere Mitbewohner akzeptiert. Doch der Skorpion war uns dann doch etwas zu viel und musste weichen. Die Stars waren jedoch 2 rote Aras, die wir Max und Moritz getauft haben. Diese zwei „Lausbuben“ haben einfach alles angeknabbert, was sie zwischen die Schnäbel bekommen haben. Am liebsten waren sie jedoch bei den Hängematten, so dass man diese immer gut ausschütteln musste, bevor man sich reinlegte.
Als wir angekommen sind hat uns unser Guide Rodrigo begrüsst und uns das Programm für die nächsten Tage erklärt. Nach dem Mittagessen konnten wir die Fazenda erkunden und uns an das sehr schwüle Klima gewöhnen. Das Sonnencreme-Antibrumm-Gemisch auf der Haut hat man innert Minuten heraus geschwitzt und so konnten die Mücken immer wieder ungehindert auf uns landen. Das beste Mittel waren lange Hose und lange Hemden. Heiss war es sowieso und so hatten wir 3 Tage lang dieselben Klamotten auf dem Körper. Aber zumindest waren wir vor der Sonne und den lästigen Mücken geschützt.
Wegen der Hitze starten die Touren morgens nach dem Frühstück um 07.30 Uhr. Das heisst wir mussten wieder mal einen Wecker stellen. In den letzten Monaten konnten wir ja tun und lassen was wir wollten. Los ging es mit einer Autosafari über die holprigen Sandstrassen. Dabei konnten wir ein paar Nasenbären mit ihren Jungen und 2 ziemlich laute Riesenflussotter beobachten. Natürlich sieht man überall wo Wasser ist viele Jacares (Kaimane), die sich auch mal gerne auf die Strasse legen oder hoch oben die Tucane mit ihren leuchtenden Schnäbeln. Danach sind wir noch eine Stunde durch das Gebüsch gestreift und haben mitten im Wald noch einen Kaiman gesehen. Riesige Ameisen haben uns andauernd in die Beine gezwickt, so dass immer wieder jemand fluchend durch den Wald gehüpft ist. Bastardos. Aber wie uns Rodrigo versichert hat, sind diese nicht giftig und haben auch keine Schwellungen verursacht.
Am Nachmittag sind wir hoch zu Ross durch die Wälder geritten. Eine unglaubliche Stille hat sich über den Wald gelegt. Nicht mal die Vögel haben gezwitschert. Doch plötzlich wurde alles sehr hektisch. Unser Guide hat einen Ameisenbären gesichtet und ist im Galopp davon geritten. Und was machen Touristenpferde, wenn der Führer davon reitet? Sie hetzen hinterher im gestreckten Galopp. Da kannst du an den Zügel zerren so lange du willst. Doch nach einigem Suchen im Gestrüpp mussten wir die Aktion abbrechen. Der Ameisenbär war weg. Mein Gaul war etwas frustriert, weil er nach der Hektik nicht mehr der Vorderste war und hat sich kurz mal ins Männchen aufgestellt. Doch ich hab mich wacker im Sattel gehalten. Wäre ja gelacht, wenn mich dieses Ding auch noch in die Büsche katapultiert hätte…
Am nächsten Morgen sind wir mit einem Boot den Fluss hinunter gefahren. Vom Fluss aus hat man die beste Chance Tiere zu sehen. So konnten wir unzählige, farbenprächtige Kingfisher beobachten, wie sie immer wieder in den Fluss eingetaucht sind, um Fische zu fangen. Im Gebüsch am Ufer sahen wir 2 Capybaras, die uns aus 2 Meter Entfernung misstrauisch angeschaut haben und natürlich wieder unzählige Kaimane.
Am Nachmittag ging es los zum Piranha Fischen. Mit rustikalen Bambusrohren, Silk und Haken bewaffnet waren die Hoffnungen gross, ein leckeres Abendessen zu fangen. Doch lange tat sich gar nichts. Bei Pascal haben die Piranhas zwar das Fleisch vom Haken gefressen, aber der Haken blieb leer. Bei mir wollte gar keiner beissen. Doch kurz vor Schluss fuchtelt Pascal plötzlich mit der Rute und siehe da, es war ein Fisch am Haken. Nur leider kein Piranha, sondern irgend ein anderer leckerer Fisch. Doch danach haben wir beide noch einen Piranha gefangen. Ok, satt wurden wir nicht gerade davon, aber die Köchinnen auf der Fazenda haben auch noch ein paar Stückchen Fleisch und Reis dazu gekocht… Beim Anlegen des Bootes ist unser Guide direkt auf einen Kaiman zugesteuert. Wir haben zwar noch versucht ihn zu warnen, aber da war er schon ungebremst in den Kaiman geknallt. Dieser hat sich dann etwas verärgert ein paar Meter weiter ans Ufer gelegt. Rodrigo hat ihm dann als Versöhnung einen Fisch hingeworfen.
Am Abend sind wir kurz nach Eindunkeln losgefahen zur Nightsafari. Bewaffnet mit einem Scheinwerfer versuchte Rodrigo irgendwo ein paar Tiere aufzuspüren. Nur schon die Leuchtkäfer in den Büschen waren bei fast Vollmond ein wunderschönes Bild. Auch von den Kaimanen, die sich massenhaft im Wasser tummeln, sieht man bei Nacht nur überall leuchtende Augen. Baden würde ich da wohl nicht. Die giftige Schlange auf der Strasse habe ich (zum Glück) nicht gesehen. Rodrigo meinte, sie sei in die Büsche abgehauen oder klebe jetzt wohl an unserem Hinterrad…
Am letzten Tag ging es morgens gleich los für einen Bushwalk. Schon nach ein paar hundert Metern waren wir schweissnass und froh, als der Guide in den Wald abbog. Immer wieder hat er uns Spuren vom Taipir gezeigt, aber den werden wir wohl nicht zu Gesicht bekommen, da diese nachtaktiv sind. Durchs hohe Gras, über kleine Bäche, durch kleine Sumpfgebiete und durch den Wald, aber kein Tier in Sicht. Etwas erschöpft haben wir uns auf den Rückweg gemacht. Doch dann, bei einer Trinkpause watschelt doch tatsächlich ein Ameisenbär auf uns zu. Dieser hat sich von uns überhaupt nicht stören lassen und hat gemächlich für uns posiert bis es ihm wohl zu blöd wurde und er sich aus dem Staub gemacht hat. Ein ganz tolles Erlebnis dieses unförmige Tier von so nahe zu beobachten. Erschöpft und glücklich sind wir zurück zur Fazenda, wo wir uns vor der Abreise nochmals eine Dusche gegönnt haben.
Die 100 Km nach Corumba über die Schotterstrasse und gefühlte 100 Holzbrücken waren Weltklasse. Wir haben Capybaras mit ihren Jungen gesehen. Doch als ich die Autotür wegen den Mücken etwas zu schnell zugemacht habe, waren sie im hohen Gras verschwunden. Das ärgert mich heute noch. Das Wahrzeichen des Pantanal der Tuiuiu, Kaimane, Tucane, Riesenflussotter etc. Alles hat sich uns am Strassenrand gezeigt. Etwa in der Hälfte der Strecke mussten wir mit einer Fähre über den Rio Paraguay übersetzen und dann ging es über ein paar Hügel mit toller Aussicht auf das riesige Feuchtgebiet nach Corumba.
Corumba – dem Verfall geweiht
Da wir erst kurz vor dem Eindunkeln in der Grenzstadt zu Bolivien angekommen sind, haben wir die erstbeste Pousada angesteuert. Der Eigentümer, ein Japaner, war zwar sehr nett und hat uns sogar noch zu einem Restaurant gefahren, aber ansonsten war es eher ein Drecksloch. Die Kakerlake hat jedenfalls Pascal mitten in der Nacht zu einer Jagdaktion veranlasst.
Da wir in Corumba noch eine Bootstour in den Pantanal machen wollten, haben wir uns eine andere Unterkunft für die nächsten 2 Nächte gesucht. Die Suche nach einem Touranbieter blieb erfolglos. Es gibt nur grosse Boote (20 und mehr Gäste), die jedoch erst in ein paar Tagen losfahren. So lange wollten wir nicht in dieser Stadt bleiben. Die Häuser sind am Zerfallen. Alles ist dreckig und die Anbieter die wir gesucht haben, gibt es alle nicht mehr. So haben wir uns entschieden weiterzufahren.
Über Stock und Stein
Da uns die Offroadstrasse nach Corumba so gut gefallen hat, wollten wir auf dem Rückweg nicht auf der Hauptstrasse bleiben. So sind wir nach ein paar Kilometern nach Corumba in eine Schotterstrasse eingebogen, die einen Umweg von 110 Km bedeutete. Die Einheimischen an der Kreuzung haben uns zwar noch etwas verdutzt nachgeschaut, aber das war uns egal. Und tatsächlich haben wir wieder einige Tiere in den Gebüschen entdeckt. Doch die Strasse war nicht gerade im besten Zustand und so konnten wir teilweise nur im Schritttempo fahren. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit sind wir dann wieder auf die Hauptstrasse eingebogen und die paar Kilometer bis Miranda gefahren. Hundemüde und durchgeschüttelt sind wir ins Bett gefallen.
Doch schon am nächsten morgen waren die Strapazen vergessen und wir haben gleich nochmals einen Umweg von 130 km Offroadstrasse in Kauf genommen. Diese „Strasse“ war jedoch in einem noch viel schlechteren Zustand und schien unendlich. Die Gegend war zwar wunderschön und hat uns überraschenderweise in hügeliges Gebiet geführt. Als sich nach ein paar Stunden Holperfahrt dicke Regenwolken bildeten, wurde Pascal doch etwas nervös. Den da oben wollten wir nicht stranden und übernachten. Erst als wir dann zu einem verschlossenen Kuhgatter kamen und auch unser Rösli (GPS) plötzlich nicht mehr weiter wusste, wurde auch ich unsicher, ob diese Entscheidung eine gute Idee war. Aber ein Zurück gab es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Also haben wir uns weiter über die Berge hoch und runter, hoch und runter durchgeschlagen. Die Pfützen auf der Strasse wurden immer grösser und so haben wir jedes mal den Atem angehalten und sind langsam durchgefahren. Bei einer kleinen Siedlung haben wir einen Brasilianer gefragt, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind. „Ja ja, nur weiter geradeaus und dann links“. Wo dieses „links“ sein soll, hat er uns jedoch nicht sagen können. Und da standen wir plötzlich vor einer durch einen Platzregen durchweichten Sumpfstrasse. Mit 4×4 und Differenzialsperre sind wir durch diesen Matsch gekrochen. Doch selbst mit unserem tapferen Pepino kamen wir ins Rutschen. Da wurden wir doch etwas nervös. Den hier wollten wir keinesfalls in der Böschung landen.
Doch endlich, nach 7 Stunden Fahrt, sind wir wieder auf die Hauptstrasse Richtung Bonito eingebogen. Grinsend und total übermüdet sind wir wieder im Hi Hostel untergekommen. Dies sind genau die Erlebnisse, die nach einem „Ende gut, alles gut“ in Erinnerung bleiben. Doch für eine Weile haben wir genug von Offroadstrassen und werden in den nächsten Tagen wohl eher auf der Hauptstrasse bleiben, um Pepino und auch unsere Knochen und Nerven zu schonen.
Foz do Iguazu
Von Bonito sind wir aufgebrochen, um zu den rauschenden Fällen des Foz do Iguazu zu gelangen. In Santa Helena sind wir in einen heftigen Sturm gekommen, aber zum Glück sind wir da schon in einer Pousada untergekommen. Die Auswirkungen sind jedoch noch überall zu sehen. Umgestürzte Bäume haben auch bei uns das Stromnetz zum wackeln gebracht. So haben wir kurzerhand das Essen aufs Zimmer liefern lassen, damit wir nicht im Regen zu einem Restaurant gehen mussten.
Vom Hostel in Foz do Iguazu kann man leicht mit dem Bus bis zum Eingang des Nationalparks gelangen. Schon als wir aus dem Bus ausgestiegen sind, wurden wir von Nasenbären interessiert betrachtet. Doch als wir den ersten Blick auf die unzähligen Fälle machen konnten, waren wir etwas enttäuscht. Es hatte sehr wenig Wasser und die Fälle sind nicht ganz so eindrücklich. Trotzdem ist der Weg bis zur eigentlichen Attraktion dem „Garganta del Diablo“ wunderschön. Dort wurde man auch tatsächlich von der Gischt etwas nass, aber normalerweise würde man dort wohl klitschnass. Egal, es war trotzdem eindrücklich und wunderschön.
Danach haben wir noch den nahegelegenen Vogelpark besucht. Obwohl man dort durch Volieren gehen kann und den Vögeln tatsächlich sehr nahe kommt, ist es um vielfaches schöner, diese Tiere in der freien Natur zu beobachten.
Dann war es Zeit von Brasilien Abschied zu nehmen. Kurz nach der Stadt sind wir über die Grenze nach Argentinien gefahren, um die Fälle auch noch von der argentinischen Seite zu betrachten. Zwar ist der Anblick von der brasilianischen Seite schöner, aber von der argentinischen Seite kommt man den Fällen sehr nahe. In den Schlund des „El Diablo“ zu schauen erzeugt tatsächlich ein wenig Hühnerhaut.
Zurück in Argentinien fühlen wir uns fast ein bisschen „wie nach Hause kommen“ und haben uns am Abend zur Feier des Tages wieder mal ein echtes Bife de Chorizo und eine gute Flasche Wein gegönnt. Nach dem vielen Reis mit Bohnen ein echtes Festmahl.
Bis bald
Jeannette & Pascal